Espoo - Auch in Österreich wird es in Zukunft mehr Risikoforschung im Zusammenhang mit dem Klimawandel geben müssen. Dieses Resümee zog der Leiter der Klima-Abteilung im Umweltbundesamt, Klaus Radunsky, aus der fünftägigen Expertenkonferenz der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), "Living with Climate Variability and Change", im finnischen Espoo.

Weltweit werde kein Staat von den Folgen der Klimaerwärmung verschont bleiben, sagte Radunsky im Gespräch mit der APA. Die Wissenschaft gehe davon aus, dass sich in den den kommenden Jahrzehnten das Weltklima - überwiegend durch menschlichen Einfluss - pro Dekade um 0,2 Grad erwärmt. US-Experten errechneten, dass ohne den Klimawandel etwa der Hurrikan Katrina vergangenes Jahr in den USA schwächer gewesen wäre und nur ein Viertel der tatsächlichen Todesopfer gefordert hätte. Das vergangene Jahr war insgesamt eines der beiden wärmsten seit Beginn der weltweiten Erfassung von Klima-Daten.

Ansätze

Es wäre daher "unklug", sich nicht mit der Erforschung der mit der Klimaveränderung zusammenhängenden Risiken zu beschäftigen, so Radunsky. Ansätze gebe es bereits, wie etwa ein Hitze-Vorwarnsystem für die Bevölkerung in Frankreich, eine Pflichtversicherung für Wetterschäden in Belgien oder ein komplexes Hochwasser-Simulationsmodell für die Themse in London. In den USA sei die Wissenschaft trotz derzeit fehlender politischer Unterstützung klimabezogene Risikoforschung "hochaktiv".

Auch für Österreich nannte der Klima-Experte Beispiele, wie etwa die Anpassungen im Bereich der Tourismuswirtschaft, die sich durch den Einsatz von Schneekanonen auf das sich verändernde Klima einstelle. Dies sei aber noch viel zu wenig, da der Klimawandel alle Sektoren betreffe. "Wir stehen erst am Anfang", so Radunsky. Es müsse mehr Interaktion zwischen Wissenschaft und Entscheidungsträgern in Wirtschaft und Politik geben - dies sei auch eine der Schlussfolgerungen der Konferenz.

Relevante Wasserwirtschaft

Für Österreich als besonders relevant bezeichnete Radunsky die Wasserwirtschaft. Die Verbundgesellschaft plane eine Untersuchung, wie sich der Rückgang des Pasterze-Gletschers auf die Wasserkraft auswirke. Dieses Projekt dürfte laut Radunsky etwa drei Jahre in Anspruch nehmen, da umfangreiche Datenmengen gesammelt und ausgewertet und oft mehrere verschiedene Modelle durchgerechnet werden müssten, um zu relativ verlässlichen Aussagen zu gelangen.

Über die bevorstehenden Auswirkungen der Veränderung des Alpenklimas gebe es bereits Forschungen. Allgemein würden die Niederschlagsmengen nördlich des Alpenhauptkammes steigen, im Süden und Osten Österreichs werde dagegen das Klima trockener. Einer Studie der Universität für Bodenkultur zufolge, die auf dem 9. Österreichischen Klimatag im vergangenen März in Wien präsentiert wurde, könnte die Grundwasserbildung im intensiv agrarbewirtschafteten Marchfeld längerfristig um 50 Prozent zurückgehen.

In Espoo bei Helsinki trafen sich rund 250 Experten aus aller Welt, um Ideen für eine verbesserte interdisziplinäre Vernetzung und Entscheidungsfindung angesichts des weltweiten Klimawandels auszutauschen und zu diskutieren. Einer der prominentesten Teilnehmer war neben WMO-Chef Michel Jarraud der US-Ökonom und Berater von UNO-Generalsekretär Kofi Annan, Jeffrey Sachs. (APA)