Kabul - Die US-geführte Koalition hat in Afghanistan
einer Untersuchung der Regierung zufolge in der vergangenen Woche
zehn Zivilisten getötet. Bei dem Angriff in der südlichen Provinz
Oruzgan (Urusgan), der Kämpfern der radikal-islamischen Taliban galt,
seien auch 27 Zivilisten verletzt worden, die meisten von ihnen
Frauen und Kinder, teilte ein Sprecher von Präsidenten Hamid Karzai
am Donnerstag mit. Bei der Attacke am 10. Juli waren auch etwa 50
Taliban-Rebellen getötet worden. Karzai hatte die Untersuchung der
Vorfälle angeordnet.
NATO-Generalsekretär Jaap De Hoop Scheffer war am Donnerstag mit
dem afghanischen Staatsoberhaupt zusammengetroffen. Bei einer
gemeinsamen Pressekonferenz in Kabul betonte der Niederländer, die
bevorstehende Ausweitung des NATO-Engagements auf den Süden des
Landes werde dort die Sicherheitslage stark verbessern.
Die Allianz dehnt den Einsatz der Internationalen
Afghanistan-Schutztruppe (ISAF) gegenwärtig in den Süden des Landes
aus und verstärkt dabei ihre Präsenz von bisher 9.700 auf 16.000
Mann. Anschließend soll eine Ausweitung in den Osten folgen, dafür
sind weitere 5.000 Soldaten erforderlich. Einen Teil davon könnten
die USA stellen, die derzeit mit einigen Verbündeten unabhängig von
der NATO rund 21.000 Soldaten in Afghanistan stationiert haben.
Binnen einer Woche soll ein Datum für die offizielle Übergabe des
Kommandos im Süden des Landes bekannt gegeben werden.
Derzeit erlebt Afghanistan einen Anstieg der Gewalt im Süden, wo
die Taliban ihre Hochburgen haben. Auf einen Militärstützpunkt der
ISAF nahe der südlichen Stadt Kandahar wurde am späten Mittwochabend
ein Raketenanschlag verübt. Dabei wurde ein Soldat verletzt. Auch ein
ISAF-Hubschrauber kam unter Beschuss. Bei der Explosion eines in
einem Müllhaufen versteckten Artilleriegeschosses wurde am Donnerstag
in Kabul ein Afghane getötet, zwei weitere Menschen wurden verletzt. (APA/AFP/AP)