Wien - Dem so genannten Brunnenfaden, einem gefürchteten Trinkwasser-Bakterium, gehen nun Wissenschafter des Departments für Mikrobielle Ökologie der Universität Wien auf den Grund. Die Mikroben lassen sich im Labor nicht züchten, eine Aufschlüsselung des Erbgutes soll daher neue Erkenntnisse bringen. Die Wiener Forscher nehmen mit ihrem Projekt am "Community Sequencing Program 2007" des Joint Genome Institute des US-Energieministeriums teil.

Der Brunnenfaden ist zwar selbst nicht krankheitserregend, vermehrte sich gelegentlich aber so stark in Trinkwasser-Anlagen, dass er dort zu Problemen, etwa verstopften Filtern und Rotfärbung des Wassers, führte und mit großem Aufwand entfernt werden musste. Die Wiener Mikrobenexperten Michael Wagner und Matthias Horn gelten als Kenner des mysteriösen Brunnenfadens (Crenothrix polyspora). Sie fanden unter anderem heraus, dass das fadenförmige Bakterium das Treibhausgas Methan als Energiequelle nutzt.

Amoebophilus asiaticus

Im Rahmen des Forschungsprojektes des Joint Genome Institute des US-Energieministeriums soll in Zusammenarbeit mit den Wiener Forschern auch das Erbgut eines zweiten Bakteriums aufgeklärt werden. Amoebophilus asiaticus ist ein Mikroorganismus, der sich nur innerhalb von Amöben vermehren kann. "Bedeutende Krankheitserreger des Menschen benutzen Mechanismen, die vermutlich während der Interaktion mit ursprünglichen Einzellern, wie Amöben, entstanden sind", so Horn. Von der Untersuchung dieser Bakterien erwarten sich die Wissenschafter daher neue Einblicke in die Evolution von Krankheitserregern.

Von mehr als 240 eingereichten Projektvorschlägen aus aller Welt wurden 42 Projekte für das so genannte "Community Sequencing Program 2007" ausgewählt, darunter die beiden Vorhaben der Wiener Wissenschafter. Im Rahmen des ganzen Programms werden im Laufe des kommenden Jahres mehr als 15 Milliarden Basen - Bausteine der DNA - sequenziert. (APA)