Foto: Standard/Andy Urban
Wien - Nach einer am Donnerstag veröffentlichten Arbeiterkammer (AK)-Umfrage in Gemeinden, in denen Postämter geschlossen wurden, sehen 59 Prozent der Befragten mehr Nachteile als Vorteile darin, wenn der Landzusteller die Postamts-Agenden übernommen hat. Die Mehrheit der Betroffenen (52 Prozent) hält auch die Post-Servicestellen, die einen Teil der Dienstleistungen übernommen haben, eher für nachteilig. Nur die Post-Partner-Geschäfte, in denen kleine Post-Corner eingerichtet wurden - werden weitgehend als adäquater Ersatz anerkannt.

AK-Postexperte Mathias Grandosek schließt daraus, dass stationäre Lösungen besser angekommen sind als mobile Lösungen durch Landzusteller. Die meisten Leute wissen gar nicht, dass ihr Zusteller seit der Postamts-Schließung etwa nicht nur Briefe und Pakete zur Aufgabe, sondern auch Konto-Einzahlungen und Erlagscheine annimmt. Außerdem verlangte er einen Stopp für die Schließung weiterer Postämter. Nachdem die Post in den vergangenen Jahren 1.000 Postämter geschlossen hat, sind von den verbliebenen 1.334 Filialen noch 47 bis Jahresende in Beobachtung.

Forderung nach gesetzlicher Mindestzahl

Die Hauptkritik der AK richtet sich laut der Leiterin des Wirtschaftsbereichs, Maria Kubitschek, aber nicht an das Unternehmen selbst, sondern an die Regierung. Von ihr verlangt die Kammer die gesetzliche Festsetzung einer Mindestzahl von Postämtern abhängig von der Bevölkerungsdichte, der Siedlungsdichte oder dem Entfernungsradius und die - nach Möglichkeit - verfassungsrechtliche Absicherung, dass nach dem Post-Börsegang Ende Mai die noch verbliebenen staatlichen 51 Prozent auf Dauer in öffentlicher Hand bleiben. Über drei Viertel der Bevölkerung seien der Ansicht, dass wichtige Infrastruktureinrichtungen nicht verkauft werden sollten.

"Quadratur des Kreises"

Privatisierung und öffentliche Grundversorgung gleichzeitig zu bewältigen, meint Kubitschek, sei für die Post geradezu die "Quadratur des Kreises". Durch den Börsegang sei die Post gezwungen worden, sich mit der Versorgung auf jene Regionen zu beschränken, die Gewinne bringen. In wenigen Jahren habe die Post die Gewinne um 60 Prozent gesteigert. Profitiert hätten aber davon nur die Postaktionäre, die seit dem Börsegang in wenigen Wochen bereit 154 Mio. Euro Kursgewinn gemacht hätten. Öffentliche Grundversorgung dagegen bedeute, "gerade dort zu sein, wo es sich nicht rechnet". Um die lokale Versorgung sicherzustellen, wäre man daher in der AK sogar bereit, die Post mit Steuergeldern zu unterstützen.

In der Post weist man die AK-Vorwürfe zurück. Der Druck zur Rationalisierung sei so und so gegeben gewesen, "unabhängig davon, ob Börse oder nicht", sagte Post-Sprecher Michael Homola zur APA. Ersatzlösungen seien adäquat und von der Bevölkerung angenommen worden. Dass der Ersatz nicht für jeden eine Verbesserung bedeute, sei klar. In Summe seien die Alternativen aber ausreichend gewesen, um eine flächendeckende Versorgung in notwendiger Qualität sicherzustellen, so Homola. Derzeit gibt es 191 Postpartner, 343 Postservicestellen, 76 reine Abholstellen, zwei Postmobile und rund 5.000 Landzusteller. An eine Ausweitung des Post-Partner-Netzes ist nicht gedacht. (APA)