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Bleibt in Spanien immer öfters gut verpackt: Das Kondom.
Foto: Archiv
Madrid - Immer weniger Menschen verwenden in Spanien Kondome, gleichzeitig nehmen im bis vor kurzem noch als "erzkatholisch" geltenden Land immer mehr Spanierinnen die "Pille danach". In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl auf über eine halbe Million Frauen beinahe verdreifacht. Außerdem nahm die Zahl der sexuell übertragbaren Krankheiten zu, geht aus neuesten Daten des Gesundheitsministeriums hervor.

Kondomverzicht

Spaniens Gesundheitsministerin Elena Salgado zeigte sich besorgt über das "unverantwortliche Sexualverhalten" vieler SpanierInnen, welche sich durch den Verzicht auf Kondome außerdem unnötigen Gesundheitsgefahren wie AIDS aussetzen würden. "Die Menschen glauben irrtümlich, nur gewisse Kreise wie Homosexuelle würden vom HIV-Virus gefährdet sein", erklärte ein Sprecher des spanischen Gesundheitsministeriums am Donnerstag im spanischen Nationalradio.

Irrglauben

Neueste Umfragen unterstreichen die Ignoranz vieler SpanierInnen: Obwohl immer seltener das Kondom verwendet wird, glauben 64 Prozent der Befragten, dass sie niemals mit AIDS infiziert werden können. Derzeit sind in Spanien nach Schätzungen des Gesundheitsministeriums rund 160.000 SpanierInnen an AIDS erkrankt. Unterdessen nahmen im vergangenen Jahr Fälle mit Geschlechtskrankheiten wie Syphilis um fast die Hälfte zu, erklärte Gesundheitsministerin Salgado nach spanischen Medienberichten vom Donnerstag. Über ein Drittel aller Frauen, welche die "Pille danach" eingenommen haben, waren zwischen 16 und 19 Jahren alt.

Kirchliche Anleitungen zu guter Sexualität

Bei der Einnahme der "Pille danach" wird durch eine hochdosierte Hormongabe der Eisprung unterdrückt bzw. die Einnistung einer befruchteten Eizelle in der Gebärmutter verhindert. Da sie so eine Frühabtreibung verursachen kann, wird sie von der katholischen Kirche abgelehnt. Für die katholische Kirche kann verantwortliche Sexualität nur in einer festen, lebenslangen Paarbeziehung (Ehe) gelebt werden. Diese biete auch die optimalen Bedingungen für das Aufwachsen der Kinder. Sie lehnt künstliche Empfängnisverhütung ab, weil diese die "vollkommene Hingabe" der Ehepartner/die Ehepartnerin aneinander einschränke. Natürliche Empfängnisregelung (NER/NFP), die auf der Beobachtung des weiblichen Zyklus beruht, ist aus kirchlicher Sicht erlaubt.

Die katholische Kirche lehnt die Verwendung von Kondomen dementsprechend auch als Schutz vor AIDS ab - auch deswegen, weil diese Methode keinen völligen Sicherheit garantiert. (Kondome haben einen Pearl-Index von 4-8, d. h. in einem Jahr werden bei der Verwendung von Kondomen von 100 Frauen vier bis acht schwanger.) Sie betont in ihrer Lehre zum Schutz vor AIDS vielmehr die gezielte Vorbeugung durch Abstinenz (kein Sex vor oder außerhalb der Ehe) und Monogamie (Sex nur mit dem Ehepartner/der Ehepartnerin). (APA)