Alternativvorschlag: geknebelter Teddy.
Foto: Standard/GuruMeditation
Die geplante Sexpuppen-Kampagne der Kinderschutzorganisation die möwe sorgt weiterhin für Proteste. Andere Anti-Gewalt-Vereine und der Elternvereinsverband fordern einen Stopp der Aktion. Eine Entscheidung soll bereits in den kommenden Tagen fallen.


Wien - Immer mehr Organisationen fordern einen Stopp der geplanten "Love-Doll"-Kampagne der Kinderschutzorganisation die möwe. "Ich kann nicht verstehen, warum man in so einem sensiblen Bereich mit der Holzhammermethode drüberfährt", meint Kurt Nekula, der Vorstand des Österreichischen Verbandes der Elternvereine. Auch die sechs oberösterreichischen Kinderschutzzentren distanzieren sich von der Werbekampagne.

Wie berichtet, zeigen die umstrittenen Plakate eine Sex-Gummipuppe mit kindlichen Zügen. Der Kinderpsychiater Max Friedrich legte daraufhin aus Protest alle Funktionen bei der möwe zurück. Die Wiener Psychotherapeutin und Traumaspezialistin Silvia Franke drohte im Fall der Plakatierung mit Anzeigen gegen die Verantwortlichen. Die Psychotherapeutin und möwe-Mitbegründerin Rotraud Perner hingegen hat gegen das Sujet nichts einzuwenden. Sie schlägt aber einen ergänzenden Schriftzug wie zum Beispiel "Schau nicht weg" vor.

Elternvereinchef Nekula, der hauptberuflich in der Gesellschaft Österreichischer Kinderdörfer tätig ist, kritisiert, dass die geplante Kampagne "zu oberflächlich" bleibe. "Nichts an diesem Plakat vermittelt Hilfe, offensichtlich geht es nur um den Hinschaueffekt", so Nekula. Auch beim Kinderschutzzentrum Oberösterreich heißt es: "Die bildliche Darstellung einer Sexpuppe dient nicht einer sachlichen Aufklärung zum Thema Gewalt gegen Kinder, sondern bedient Vorurteile und Voyeurismus."

Eine Entscheidung darüber, ob die geplanten Plakate und Inserate erscheinen, soll in den kommenden Tagen fallen. Noch laufen die zusätzlich in Auftrag gegebenen Tests, ob das Sujet möglicherweise missverstanden werden könnte, erklärte möwe-Präsidentin Martina Fasslabend auf Standard-Anfrage.

Für die Plakatgestalter von der Wiener Agentur Publicis symbolisiert die (nicht real exisitierende) Gummipuppe mit dem aufgerissenen Mund "ein Kind, das als seelenloses Spielzeug verwendet wird". Die Wiener Creativ Agentur GuruMeditation hat inzwischen auf eigene Faust einen Alternativvorschlag ausgearbeitet: Die Puppe wurde durch einen geknebelten Teddybären ersetzt. Der scheint aber wiederum der SM-Szene entsprungen zu sein. (Michael Simoner/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 20.7. 2006)