Bild nicht mehr verfügbar.

Rasmussens größter Tag.

Foto: APA/AP/Czerwinski

Bild nicht mehr verfügbar.

Landis schleppt sich den Berg hoch.

Foto: APA/EPA/Breloer
La Toussuire - Die Königsetappe der 93. Tour de France hat am Mittwoch einen Umsturz in der Gesamtwertung gebracht. Spitzenreiter Floyd Landis (USA), der am Dienstag noch unantastbar schien, brach im Schlussanstieg des 16. Teilstücks von Bourg d'Oisans zur Bergankunft in La Toussuire (182 km) völlig ein, der Spanier Oscar Pereiro übernahm als Tagesdritter (+ 1:54) hinter seinem Landsmann Carlos Sastre (1:41) nach einem Tag Unterbrechnung wieder das Gelbe Trikot. Der Däne Mickael Rasmussen ließ sich nach einer langen Solofahrt als Sieger feiern. Georg Totschnig büßte nicht weniger als 44 MInuten (!) ein.

Pereiro, der auf der 13. Etappe nach Montelimar als Ausreißer fast 30 Minuten gutgemacht hatte, wird immer mehr zu Gefahr für die erklärten Mitfavoriten. Auch wenn es nicht zum Sieg in Paris reichen sollte, so scheint zumindest ein Podestplatz möglich. "Wenn alles normal gelaufen wäre, wäre ich nicht im Gelben Trikot, Landis schien unverwundbar. Das war ein wichtiger Schritt in Richtung Podium in Paris. Aber bei einer verrückten Tour wie dieser ist noch alles möglich," sagte der 28-Jährige.

Drama um Landis

Pereiro strahlte, um Landis spielte sich hingegen ein Drama ab. Der Phonak-Profi erlebte im 18 Kilometer langen Schlussanstieg auf dem letzten Dutzend Kilometern die wohl schwärzeste Stunde seiner Karriere, verlor nicht weniger als 10:04 Minuten (23.) und fiel an die 11. Stelle (+8:08) zurück.

Landis' sieben größte Rivalen in der Gesamtwertung waren hingegen noch allesamt an der Spitze präsent, als dem vermeintlichen Armstrong-Nachfolger jeder Kurbeltritt zur Qual wurde. Pereiro beweist in den Alpen jene Klasse, von der er in den Pyrenäen in Pla de Beret als 54. (+26:26) weit entfernt war.

Alles offen

Der Vorjahrs-Zehnte der Tour hat nun 1:50 Minuten Vorsprung auf Carlos Sastre, 2:29 auf den Deutschen Andreas Klöden, 2:43 auf Cyril Dessel (FRA), 2:56 auf Cadel Evans (AUS) und 3:58 auf Denis Mentschow (RUS). Vor der letzten Alpenetappe am Donnerstag nach Morzine ist der Ausgang der Tour weit offen. Sechs Fahrer liegen innerhalb von knapp vier Minuten.

Der umjubelte Tagessieger hat mit dem Ausgang der Tour nichts zu tun. Rasmussen, als 35. der Gesamtwertung vor seiner Triumphfahrt weit zurück (23:08), riss schon nach sechs Kilometern mit Tadej Valjavec (SLO) und Sandy Casar (FRA) aus, war Erster über den Galibier (2.646 m), das Dach der Tour, passierte den zweiten Pass, den Col de la Croix de Fer (2.067 m) schon solo. Ebenso souverän kletterte er über den Col de Mollar (1.638) und nach 70 km Soloflucht ins 1.705 m hoch gelegene Ziel.

Rasmussen bisher bester Kletterer

Dort übernahm der Rabobank-Profi zusätzlich zu seinem zweiten Tour-Etappensieg das Trikot des besten Kletterers. Im Vorjahr hatte der Mountainbike-Weltmeister von 1999, der damals im Stubaital lebte und nun am Gardasee wohnt, nach einer Soloflucht von mehr als 150 km gewonnen. "Ich bin überwältigt von meinen Gefühlen", sagte der 31-Jährige. "90 Prozent meiner Saison spielen sich in wenigen Tagen in den Bergen ab, da ist es sehr wichtig, dass ich in Topform bin."

Totschnig frustriert

An der Stelle Rasmussens hätte auch Georg Totschnig stehen wollen. Doch der Etappensieger des Vorjahres, für den die Gesamtwertung seit L'Alpe d'Huez keine Rolle mehr spielt, kam erst mit der 77-köpfigen letzten Gruppe ins Ziel, so wie Bernhard Eisel und Peter Wrolich 44:01 Minuten hinter dem Tagessieger, und war frustriert. "Ich bin sehr enttäuscht", wiederholte Totschnig seine Worte vom Dienstag. "Schon am ersten Berg (Galibier, Anm.) habe ich gespürt, dass überhaupt nichts geht. Ich habe dann Kräfte gespart. Vielleicht bringt das wenigstens für morgen etwas."

Überschreitung der Karenzzeit

Die 77 Fahrer kamen trotz Überschreitung der Karenzzeit in die Wertung, weil die Jury nach Rücksprache mit den Organisatoren den erlaubten Rückstand von 12 auf 14 Prozent erhöhte. (APA)

16. Etappe, Bourg d'Oisans - La Toussuire (182 km):
1. Mickael Rasmussen (DAN) Rabobank 5:36:04 Std. - 2. Carlos Sastre (ESP) Team CSC + 1:41 Min. - 3. Oscar Pereiro (ESP) Caisse d'Epargne-Illes Balears 1:54 - 4. Cadel Evans (AUS) Davitamon-Lotto 1:56 - 5. Andreas Klöden (GER) T-Mobile Team gleiche Zeit - 6. Christophe Moreau (FRA) AG2R Prevoyance 2:37 - 7. Pietro Caucchioli (ITA) Credit Agricole - 8. Cyril Dessel (FRA) AG2R Prevoyance beide gleiche Zeit - 9. Levi Leipheimer (USA) Gerolsteiner 3:24 - 10. Haimar Zubeldia (ESP) Euskaltel-Euskadi 3:42. - weiters: 23. Floyd Landis (USA) Phonak 10:04 - 94. Peter Wrolich (AUT) Gerolsteiner 44:01 - 102. Bernhard Eisel (AUT) Française des jeux 44:01 - 119. Georg Totschnig (AUT) Gerolsteiner 44:01.

Aufgegeben: u.a. David Kopp (GER) Gerolsteiner, Daniele Bennati (ITA) Lampre