Heute zieht die fünfte Regenbogen Parade „andersrum“ über die Wiener Ringstraße. Angesichts der politischen Situation haben österreichische Lesben, Schwule und TransGender Personen einmal mehr Grund, auf die Straße zu gehen, damit ihnen nicht weggenommen wird, was sie sich in den letzten 30 Jahren mühsam erkämpft haben. “Lesben, Schwule und TransGender Personen fühlen sich durch die momentane reaktionär/nationale Regierung bedroht. Die Regenbogen Parade muss dieses Jahr ein Teil der Widerstandsbewegung gegen diese Regierung und gegen das Klima des Hasses in diesem Land sein“, sagte Cornelia Lichtenegger, die Präsidentin des CSD Wien – dem Verein, der die Parade aber auch den Regenbogenball organisiert. So wird die Parade, zu der 80.000 Menschen erwartet werden, heuer mehr denn je als ein Fest der Lebensfreude, der Toleranz und der Offenheit zwischen allen Menschen verstanden. Nicht nur Akzeptanz sondern auch Toleranz Wie Peter Kostelka, SPÖ Klub Chef, bei der Pressekonferenz am Donnerstag betonte, ist die Regenbogenparade „eine wichtige politische Veranstaltung“, die „Veränderungen im gesellschaftlichen Bereich“ einleitet. „Rot ist die Farbe der Liebe.“ Ein notwendiges außerparlamentarisches Umdenken müsse eingeleitet werden. Alexandra Bolena vom Wiener Liberalen Forum will „fehlende Rechte sichtbar machen“. Das LiF wird unter dem Motto „anders l(i)eben“ Solidarität zeigen. In Richtung Bolena betonte die Grüne Ulrike Lunacek, die erste offen lesbische Nationalratsabgeordnete in Österreich, dass es nicht nur Toleranz brauche sondern vielmehr auch Akzeptanz. Viele lesbischwule und Transgender Personen leben in – berechtigter – Angst, sich zu ihrer Neigung und ihren PartnerInnen offen zu bekennen. Die Parade sei ein „Zeichen eines sehr stolzen Selbstverständnisses“, so Lunacek weiter. Die Grünen werden unter dem Motto „Gleiche Rechte statt warmer Worte“ für Gleichstellung eintreten. Ignoranz und Zwiespalt Catrin Seefranz, Sprecherin der „Lesbischen Bildschirmstörung“, wies darauf hin, dass „lesbische Existenz im öffentlichen Raum ignoriert“ wird und rief in Erinnerung, dass feministische Lesben ihre Identität auch über politisches Bewusstsein schaffen. Dass die Regenbogenparade aber durchaus auch zwiespältig gesehen werden kann, erklärte Johannes Bergmaier, Sprecher der HomobauerInnen. Einerseits wolle und solle auch gefeiert werden, andererseits „stinke“ ihnen vieles. Und darauf wollen sie aufmerksam machen – dieses Jahr unter dem Motto „Homosexualität im ländlichen Raum“, so Bergmaier weiter. Flagge zeigen Die Regenbogenparade macht sichtbar und ist für lesbischwule und transgender Personen eine Art herausgehobener Feiertag. Die Regenbogenflagge steht für die bunte Vielfalt lesbischwulen Lebens und heißt, Position zu beziehen, die eigene Meinung und Gesinnung offen zu bekennen. EuroPride 2001 Die große europäische Parade, EuroPride, wird 2001 in Wien statt finden. Die Vorbereitungen des CSD sind dazu schon in vollem Gange. Bis zu 500.000 BesucherInnen werden zu diesem Ereignis erwartet. Das Regenbogen Festival wird vom 1. bis 30. Juni 2001 einen Monat lang lesbischwule Kunst und Attraktionen bieten und in der Parade am 30. Juni gipfeln. (dy)