Warschau - Die polnisch-amerikanische Stiftung Szalom plant in Warschau den Bau von Europas erstem Zentrum jiddischer Kultur. Bereits im September wollten sich die Organisatoren um die Genehmigung für die Einrichtung einer privaten Hochschule für Jiddisch-Studien bemühen, berichtete die Zeitung "Dziennik" am Mittwoch. "Wir wollen nicht nur des Holocaust gedenken, sondern auch die Möglichkeit geben, die reiche Kultur und Geschichte der Juden kennen zu lernen", sagte Golda Tencer, die Direktorin der Stiftung. Tencer ist auch Schauspielerin am Jüdischen Theater Warschaus und eine bekannte Interpretin jiddischer Lieder.

Warschau sei der ideale Ort für ein solches Zentrum, betonte Tencer. "Vor dem Krieg sprachen 30 Prozent der Warschauer Jiddisch, in dieser Sprache wurden Dutzende Zeitungen herausgegeben." Mit dem Singer-Festival, das im September zum dritten Mal an den in Warschau geborenen Schriftsteller Isak Baschevi Singer erinnert, sei ein Anfang der "lebendigen Erinnerung" bereits gemacht.

Derzeit wird in Europa zwar an zahlreichen Hochschulen im Rahmen von Religions- und Geschichtswissenschaften zum Thema Judentum gelehrt und geforscht. Das Zentrum für Jiddische Kultur soll nach Angaben der Organisatoren aber europaweit die erste Einrichtung sein, in der Lehre und Forschung mit einem Dokumentationszentrum über die jiddische Geschichte und Kultur verbunden sind. Das ursprünglich aus dem Deutschen stammende Jiddisch verband sich mit hebräischen und slawischen Elementen zu einer eigenen Sprache der osteuropäischen Juden. (APA)