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Wien – "Der Aufschwung hält weiter an", frohlockte der Sprecher des heimischen Einzelhandels in der Wirtschaftskammer, Erich Lemler, angesichts der jüngsten Konjunkturdaten für seine Branche: 1,2 Prozent Plus bei den nominellen Umsätzen, das habe es „seit Jahren nicht mehr“ gegeben. Zieht man die Inflationsrate in Betracht, bleibt ein reales Plus im ersten Halbjahr 2006 von 0,7 Prozent. Dies geht aus der am Mittwoch präsentierten Umfrage der KMU Forschung Austria hervor.

Dabei sei eine "Polarisierung" zu beobachten gewesen, sagt KMU-Forschungs-Direktor Peter Voithofer, die großen und filialisierten Betriebe hätten höhere Erlössteigerungen erzielen können als die kleinen Kaufleute.

"Wermutstropfen" sei, so Lemler, dass die Kundenfrequenz im Einzelhandel rückläufig gewesen sei (minus 0,7 Prozent). Er interpretierte die sinkende Kundenzahl und die steigenden Erlöse damit, dass die Konsumenten "das Interesse an den Billigangeboten zunehmend verlieren". Nichtsdestotrotz sei die Preissteigerung mit 0,5 Prozent im Retailbusiness deutlich flacher als die Inflationsrate der Gesamtwirtschaft.

Die Beschäftigtenzahl im Einzelhandel ist im Halbjahr um 1,7 Prozent gestiegen, wobei hier nur Voll- und Teilzeitkräfte eingerechnet werden. Die geringfügig Beschäftigten nahmen nur um 0,1 Prozent – eine "Trendumkehr".

EM-Sonntagsöffnung?

Lemler erwartet im Übrigen für den Herbst eine neuerliche Öffnungszeitendebatte, wenn mehrere deutsche Bundesländer Liberalisierungsschritte setzen dürften. Lemler ist auch für offene Läden am Sonntagen während der Fußball-Europameisterschaft 2008. Weiters erwartet man eine Diskussion innerhalb der Kammer darüber, ob der Wochenöffnungsrahmen von derzeit 66 auf 72 Stunden erweitert werden soll – wie es Rewe und Spar fordern. Hier ist Widerstand aus den Bundesländern programmiert, da dort die kleinen Kaufleute das Frühgeschäft mit den Pendlern nicht verlieren wollen. (szem, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.7.2006)