Schon in wenigen Jahren könnten Geografie-Schüler anstatt der Buchatlanten dreidimensionale Karten verwenden. Bei der vom Institut für Geographie und Regionalforschung der Uni Wien organisierten Kartografen-Tagung "Gicon 2006"präsentierte Manfred Buchroithner von der TU Dresden (Deutschland) ein Verfahren, das gänzlich ohne Brillen oder andere Mittel auskommt.

Die Folien sind dabei kaum dicker als ein Blatt Qualitätspapier. Erst beim näheren Hinsehen bemerkt man die strukturierte Oberfläche. "Es handelt sich um feinste Mikrolinsen in Form von Prismen",erklärte der aus Graz stammende Wissenschafter.

Auf die Rückseite der High-tech-Folie wird dann das Bild aufgedruckt. Es besteht aus bis zu zwölf elektronisch ineinander verschachtelten Aufnahmen etwa einer Landschaft. Die Prismen sorgen dafür, dass jedes Auge ein leicht unterschiedliches Bild sieht, im Gehirn wird das dann zu einer dreidimensionalen Wahrnehmung verrechnet.

Das Bild ist nicht nur dreidimensional, durch Kippen können auch etwa Landes- oder sonstige Grenzen, desgleichen Straßen ein- und ausgeblendet werden. Die Forscher haben bereits einige kommerzielle Aufträge für ih-re Innovation an Land gezogen, so kann man etwa in deutschen Nationalparks am Wattenmeer postkartengroße 3-D-Aufnahmen der Naturlandschaft bekommen - je nach Betrachtungswinkel mit oder ohne Nationalparksgrenzen.

Weiterentwicklung

Die Geografen der Uni Wien arbeiten an der Weiterentwicklung ihres dreidimensionalen Globendisplays. Auf einer etwa 1,5 Meter großen Kunststoffkugel am Institut werden von innen über einen Beamer verschiedene Ansichten der Weltkugel abgebildet. Je nach Anforderung haben die Experten für den "Hyperglobus"verschiedene Programme zur Auswahl. So lassen sich Meeresströmungen, Temperatur- und Wetterabläufe darstellen.

"Mögliche Anwendungen sind etwa die Visualisierung von GPS-bestückten Schiffen, Flugzeugen oder LKWs", sagte Wolfgang Kainz vom Institut für Geographie und Regionalforschung. (DER STANDARD Printausgabe, 19. Juli 2006)