Linz – Elke war das sechste und jüngste Kind der Gemeindearztfamilie in Fischlham (Bezirk Wels-Land) – und behindert. Mit dieser Beeinträchtigung konnte sich der Vater offensichtlich nicht abfinden. Er erschoss das fünfjährige Mädchen und beging anschließend Suizid. Am Mittwochmittag wurden die beiden Leichen in einem Waldstück in der Nachbargemeinde Steinerkirchen an der Traun gefunden.

Tags zuvor hatte der 47-jährige Mediziner gegen 17 Uhr mit seiner Tochter das Haus verlassen. Erst spät am Abend fand die Ehefrau im Badezimmer ein Testament sowie einen Abschiedsbrief. "Gemeinsam werden wir das Problem lösen", zitierte Oberösterreichs Sicherheitsdirektor Alois Lißl aus jenem Brief. Vermutungen einer Verzweiflungstat des Mannes wurden damit bestätigt. Dem Vernehmen nach gab es zwischen den Eheleuten Spannungen wegen der Behinderung des jüngsten Kindes. "Die Ehe drohte wegen der geistig behinderten Tochter zu zerbrechen", meinte Lißl, hörbar entsetzt über diesen "Tatbestand" .

In den letzten Tagen muss sich wohl die Situation derart zugespitzt haben, dass der Gemeindearzt den Beschluss fasste, sich und seine Tochter umzubringen, berichtet der Sicherheitsdirektor weiter. Er nahm aus dem Safe die Pistole (in legalem Besitz), packte das Kind und fuhr mit dem Auto davon. Angeblich wollte er tanken fahren. Als er bis 22 Uhr nicht zurückkehrte, schlug seine Frau Alarm. Großeinsatz der Polizei

Die Polizei leitetet darauf eine Großfahndung ein. Sämtliche Streifen des Bezirks Wels-Land, Diensthunde und ein Hubschrauber waren die Nacht von Dienstag auf Mittwoch im Einsatz. Am Mittwoch wurde mit einer Wärmebildkamera weitergesucht. Gegen 10 Uhr wurde dann das geparkte und abgesperrte Auto des Arztes in Steinerkirchen entdeckt. Wenig später fanden die Polizisten das Mädchen, das ersten Ermittlungen zufolge von seinem Vater erschossen wurde. Nach der Tat hat sich der Mann erhängt. Eine gerichtliche Obduktion wurde beantragt. (ker, DER STANDARD Printausgabe 20.7.2006