Nur 250 Kilometer von Beirut entfernt liegt die syrische Mittelmeerstadt Latakia, wo bereits eine italienische Herkules-Maschine auf die Flüchtlinge wartete. Aber die Odyssee dauerte dennoch fast den ganzen Tag. Die Österreicher waren völlig übermüdet, hatten wegen der Angriffe auf Beirut in den Tagen vor der Abfahrt nicht mehr geschlafen, erzählt Müller, der den Bus begleitete. Essen und Trinken hatte viele nicht mit. Im Konvoi mit italienischen Bussen erreichte man die syrisch-libanesische Grenze bei el-Arida. Dann kam das lange Warten, alles verlief streng nach Vorschrift. Als die italienischen Herkules-Maschinen von Latakia schließlich kurz vor Mitternacht abhoben, waren alle komplett erschöpft, sagt Müller. Freilich: Die Menschen hatten Glück, den kriegsgeschüttelten Libanon konnten sie verlassen
Noch zehntausende Ausländer saßen am Dienstag im Land fest. Sie sollen in den kommenden Tagen evakuiert werden. Die Franzosen und Kanadier schicken Fähren, die USA Kampfhelikopter, die Briten Kriegschiffe. Die Libanesen müssen zurückbleiben.
Die meisten Schiffe steuern Zypern an. Auch eine französische Fähre mit rund 1200 Menschen an Bord, die am Montag Beirut verlassen hatte, legte am Dienstag im zypriotischen Larnaca an. An Bord des Schiffes hätten ursprünglich auch 19 Österreicher sein sollen. Wegen der "umständlichen Formalitäten", und weil das Schiff etwas früher als geplant ablegte, kamen die Österreicher aber nicht mehr mit, sagt Österreichs Botschafter in Beirut, Georg Mautner-Markhof. Die Gruppe soll Beirut nun heute, Mittwoch, per Schiff verlassen können.
Insgesamt 100 bis 120 Österreicher, die aus dem Land raus wollen, seien derzeit noch im Libanon. Die meisten sind gebürtige Libanesen, die gerade ihre Familien besuchten, als die Kämpfe ausbrachen. 22 Österreicher sitzen laut Botschaft im umkämpften Südlibanon fest.
"Es herrscht Ratlosigkeit darüber, wie wir diese Leute herausbringen sollen", sagt Mautner-Markhof. Die Straßenverbindungen in den Südlibanon sind durch die israelischen Angriffe zerstört worden, die Schleichwege, die es noch gibt, wären zu gefährlich. Die Botschaft hat die Österreicher angewiesen, in ihren Häusern zu bleiben. Allerdings: Wenn die Israelis eine Bodenoffensive starten, sind sie auch dort gefährdet, warnt der Botschafter.