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Rosalyn Sussman Yalow
Foto: Archiv
"Wir Frauen müssen an uns selber glauben, sonst wird es keiner tun": An das ihr zugeschriebene Zitat hat sich Rosalyn Yalow, geborene Sussman, ihr Leben lang gehalten, nicht nur als persönliches Credo. In ihrer Laufbahn hatte sie auch die Belange ihrer Kolleginnen im Auge und forderte wiederholt die Förderung von Frauen in der Wissenschaft: Die Welt könne es sich nicht leisten, die Hälfte ihrer Talente zu verschwenden.


Grundfestes Vertrauen in ihre Fähigkeiten and eine Prise Aggressivität, von der sie glaubt, dass sie jede Forscherin, jeder Forscher braucht, um sich im wissenschaftlichen Alltag durchsetzen zu können, markieren die Laufbahn der am 19. Juli vor 85 Jahren in der Bronx geborenen Physikerin, die eigentlich Medizin studieren wollte. Was für eine jüdische Frau im Amerika der 30er Jahre alles andere als einfach war: Diskriminierung war Alltag, auch im akademischen Umfeld. Die Hoffnung auf einen Studienplatz für Medizin gab sie auf, statt dessen begann sie ihr Studium in Physik und Chemie am Hunter College, das sie 1941 abschloss.
Und schon stand sie vor dem nächsten Hindernis: Anstatt einer Assistentinnen-Stelle, für die sie sich interessierte, nahm sie eine Sekretärinnen-Stelle an. Erstere waren für männliche Absolventen reserviert. So arbeitete sie zunächst bei einem Bio-Chemiker der Columbia Universität, nichtsdestrotz in der Hoffnung auf eine wissenschaftliche Laufbahn, die ihr gerade im Schrecken des Zweiten Weltkrieges eröffnet wurde. Der höhersemestrige Männerschwund an den Universitäten nach dem Kriegseintritt der USA ermöglichte ihr, an der Universität von Illinois zu assistieren, wo sie 1945 promovierte. Sie war die einzige Frau in der 400 Mitglieder zählenden Fakultät - und die erste seit 1917. Ihrem Mann, Aaron Yalow, ebenfalls ein bekannter Physiker, begegnete sie in dieser Zeit; sie heirateten 1943. Die beiden haben zwei Kinder.

1947 kehrte sie nach New York zurück, genauer geschrieben in das Forschungslabor der "International Telephone and Telegraph Corporation", wo sie als Hilfsingenieurin arbeitete, bis sie ein Jahr später an der Stätte ihres Grundsstudiums, dem Hunter College, als Lehrende zurück kehrte. Neben ihren Verpflichtungen als Mutter und Berufstätige engagierte sie sich im "Bronx Veterans Administration Hospital" - dessen Abteilung für Nuklearmedizin sie ab 1970 leiten sollte -, wo sich eine produktive Zusammenarbeit mit dem Arzt Solomon A. Berson entwickelte, die sie ab 1950 ganz auf dieses Tätigkeitsfeld konzentrieren ließ: Die beiden führten Untersuchungen über Therapiemöglichkeiten mittels Radioisotopen bei Patientinnen und Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen durch. Sussman Yalow erkannte schnell das Potenzial der damals neuartigen Methode - der Grundstein für nobelpreiswürdige Forschung war gelegt. Das Ergebnis: das Radioimmunassay (oder Radioimmunanalyse), ein Verfahren zur Analyse von Bio-Substanzen wie Hormonen, die in kleinster Menge im Körper bestimmt werden können, die dank Sussman und Berson zu einer verbesserten Anwendbarkeit in der Diagnostik gelangte.

1976 wurde Rosalyn Sussman Yalow für ihr Lebenswerk als erste Frau mit dem Albert-Lasker-Preis für medizinische Grundlagenforschung ausgezeichnet; ein Jahr darauf erhielt sie "the big one", wie sie sagte: den Nobelpreis für Physiologie und Medizin. Ihr Forschungspartner Berson erlebte die Ehrung nicht, er verstarb 1972. Weitere Auszeichnungen folgten, auch die National Medal of Science, die höchste Auszeichnung für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den USA. Rosalyn Sussman Yalow zog sich 1991 aus der Forschung zurück. (bto)