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Zwischen Wohnhäusern in der Hafenstadt Tyr steigt nach Bombardements eine Rauchwolke auf

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Am Dienstag Vormittag wurde die israelische Stadt Haifa erneut mit Raketen angegriffen.

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Jerusalem/Beirut/Haifa/Zahle/Amman//New York - Auch am siebten Tag der israelischen Militäroffensive im Libanon zeichnet sich trotz internationaler diplomatischer Bemühungen kein Ende des Konflikts ab. Bei neuen israelischen Luftangriffen wurden am Dienstag 30 Menschen im Libanon getötet, darunter mehrere Zivilisten. Doch auch in der Hafenstadt Haifa und anderen Gebieten im Norden Israels schlugen wieder Raketen der radikal-islamischen Hisbollah Terror-Miliz ein. Dabei starb ein Mensch.

UNICEF: "Etwa 500.000 Menschen auf der Flucht"

Im Libanon sind nach UNO-Angaben eine halbe Million Menschen auf der Flucht vor der israelischen Militäroffensive. "Die Situation ist alarmierend und katastrophal", sagte der Repräsentant des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF in Beirut, Roberto Laurenti, am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. "Etwa 500.000 Menschen sind bereits auf der Flucht."

Seit Beginn der Offensive sind bisher 234 Menschen im Libanon durch Beschuss Israels getötet worden. In Israel kamen 13 Menschen ums Leben, zumeist durch Raketen der Hisbollah, die vom Libanon aus abgefeuert wurden. Spitzenvertreter beider Seiten zeigten aber weiter keine Bereitschaft, eine Kampfpause einzulegen und Lösungsvorschläge zu diskutieren.

Nord-Streitkräfte:

Der Chef der Nord-Streitkräfte, Udi Adam, es werde wohl noch vier Wochen dauern, um die Waffenarsenale der Hisbollah zu zerstören. Die Raketenangriffe der Hisbollah ließen aber bereits jetzt etwas nach. "Wir haben einen Großteil ihres Waffenarsenals, ihre Luftabwehr-Raketen und ihrer Raketen getroffen." Die Zeitung "Haaretz" berichtete indes unter Berufung auf politische Kreise, die Offensive könnte eventuell noch diese Woche enden.

Bodenoffensive

Kaplinsiki schloss auch eine Bodenoffensive nicht aus. "Zu diesem Zeitpunkt sehen wir keine Notwendigkeit, massive Bodentruppen im Libanon zu aktivieren. Aber wenn wir sie sehen, dann werden wir es tun." Laut einer Umfrage halten 86 Prozent der Israelis das Vorgehen des Militärs für gerechtfertigt.

Waffen der Hisbollah werden Israel zufolge aus Syrien in den Libanon geschmuggelt. Syrien sei deswegen aber nicht Ziel möglicher israelischer Angriffe, sagte Major-General Gadi Eisenkot. Die USA forderten Syrien und den Iran auf, ihren Einfluss auf die Hisbollah geltend zu machen und für ein Ende der Raketenangriffe der Hisbollah auf Israel zu sorgen. Am Freitag hatte Snow gesagt, US-Präsident George W. Bush werde Israel nicht auffordern, die Offensive im Libanon einzustellen.

UNO will Mitarbeiter aus Beirut abziehen

Unterdessen teilten die Vereinten Nationen mit, dass sie einen Teil ihrer Mitarbeiter aus dem Libanon abziehen wollen. Die Sicherheit des Personals sei das wichtigste Anliegen, hieß es in einer in New York veröffentlichten Erklärung. Für die UNO arbeiten 600 internationale Mitarbeiter im Libanon und 1200 örtliche Angestellte.

Hisbollah feuert weitere Raketen auf Nordisrael

Beim Beschuss der Stadt Nahariya ist am Dienstag ein Israeli getötet worden. Ein weiterer Zivilist sei verletzt worden, teilten Rettungskräfte am Nachmittag in der nordisraelischen Küstenstadt mit. Damit starben seit Beginn der israelischen Offensive im Libanon am Mittwoch insgesamt 13 israelische Zivilisten durch Raketen, die die radikalislamische Schiitenmiliz Hisbollah aus dem Libanon abfeuerte. Auch die Stadt Haifa wurde am Dienstag wieder getroffen. In einem Dorf in Galiläa wurden zwei Menschen durch Raketen verletzt. Neue Angriffe auf Haifa am Dienstag

Die drittgrößte israelische Stadt Haifa ist am Dienstag erneut mit Raketen angegriffen werden. Die Geschosse schlugen in der Nähe des Hafens und eines Bahndepots ein. Über dem betroffenen Stadtteil stieg Rauch auf. Über mögliche Opfer wurde zunächst nichts bekannt.

Bis zu sechs Einschläge in israelischer Stadt

In der nordisraelischen Stadt Haifa sind am Dienstag bis zu sechs Raketen eingeschlagen. Über Opfer gebe es zunächst keine Informationen, berichteten Ärzte. Zuvor heulten Sirenen durch die drittgrößte Stadt des Landes. Haifa war in den vergangenen Tagen mehrmals von der Terrororganisation Hisbollah beschossen worden. Am Sonntag kamen beim schwersten Raketenangriff acht, nach anderen Berichten neun Menschen ums Leben.

Die Hisbollah hat nach Angaben des stellvertretenden Ministerpräsidenten Shimon Peres seit vergangener Woche 1500 Raketen auf Israel abgefeuert. "Wir sollten den Raketenbeschuss über unseren Köpfen, unseren Dörfern und Städten stoppen", sagte Peres am Dienstag dem britischen Fernsehsender Sky News.

Israelische Angriffe in der Nacht auf Dienstag fortgesetzt

Israelische Kampfflugzeuge haben ihre Angriffe auf Ziele im Libanon auch in der Nacht auf Dienstag fortgesetzt. Nach Mitternacht wurden erneut die südlichen Vororte der Hauptstadt Beirut beschossen. Libanesischen Polizeiangaben zufolge wurden seit Anbruch der Nacht 13 Zivilisten bei israelischen Militäraktionen getötet. Bei einem Luftangriff auf die Militärbasis in Abdé an der Grenze zu Syrien wurden nach libanesischen Angaben neun Soldaten getötet, bei einem weiteren Angriff am Dienstag wurden nach Angaben der libanesischen Armee Militärbaracken im Osten der Hauptstadt Beirut bombardiert. Dabei wurden mindestens zehn libanesische Regierungssoldaten getötet und rund 40 weitere verletzt. Getroffen wurde die Jamhour-Kaserne, wie ein hoher libanesischer Offizier mitteilte. Die Kaserne befindet sich in der Nähe des Baabda-Palastes, des Amtssitzes des libanesischen Staatspräsidenten Emile Lahoud.

Raketen auf Nordisrael

Am Montagabend schoss die radikal-islamische Terror-Miliz Hisbollah vom Libanon aus 40 Raketen auf den Norden Israels ab. Vier Menschen wurden verletzt.

Der US-Sender CNN zeigte in der Nacht Fernsehbilder aus Beirut, auf denen heftige Explosionen zu sehen waren. Wie es hieß, sei auch ein Stützpunkt der libanesischen Armee rund 20 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt angegriffen worden. Am Montagabend waren nach Berichten des libanesischen Hisbollah-Senders Al Manar bei einem israelischen Angriff auf eine Ortschaft im Süden Libanons sechs Menschen getötet worden. In der Hafenstadt Tyrus starben vier Menschen bei einem Luftangriff auf ihr Haus.

Reservisten

Israel mobilisierte im Rahmen der Militäroffensive im Libanon drei Reservisten-Bataillone. Sie sollen israelischen Medienberichten zufolge im Westjordanland stationierte Einheiten ersetzen, damit diese an die nördliche Landesgrenze zum Libanon verlegt werden können. Ministerpräsident Ehud Olmert hatte am Montagabend im Parlament in Jerusalem angekündigt, die Offensive im Libanon fortzusetzen, bis die radikalislamische Hisbollah keine Bedrohung für das Land mehr darstellt. Seit Beginn der Offensive am Mittwoch sind 210 Menschen im Libanon ums Leben gekommen, durch Hisbollah-Raketenbeschuss starben in Israel 24 Menschen.

Waffenruhe abgelehnt

Die Hisbollah lehnte die der libanesischen Regierung von EU- und UNO-Vermittlern vorgelegten Vorschläge für eine Waffenruhe ab. Die Gesandten hätten nur "israelische Bedingungen" weitergegeben, erklärte der Hisbollah-Abgeordnete Hussein Haj Hassan am Montag. Libanons Premier Fouad Siniora warf Israel terroristisches Verhalten vor. Der iranische Außenminister Manouchehr Mottaki sagte nach Gesprächen in Syrien, sein Land unterstütze "umfassende Pläne" für eine Lösung der Krise, die auch die Interessen des libanesischen Volkes und der Hisbollah berücksichtigten.

Sicherheitstruppe

Die EU-Außenminister riefen am Montag in Brüssel beide Seiten zur Zurückhaltung auf. UNO-Generalsekretär Kofi Annan und der britische Premierminister Tony Blair haben vorgeschlagen, den Gewalttätigkeiten durch eine internationale Sicherheitstruppe im Süden des Libanon Einhalt zu gebieten. US-Außenministerin Condoleezza Rice will in die Region reisen, um eine Beruhigung des Konflikts zu erreichen. (APA/dpa/Reuters/AP)