Grafik: STANDARD
Sie brauchen einen Kompass und eine präzise Landkarte. Vielleicht noch eine elektronische Fernzündung, um nicht neben der Abschussrampe stehen zu müssen, sollten plötzlich israelische Flugzeuge auftauchen. Das war's aber auch schon: Die Raketenangriffe der Hisbollah auf Israel sind keine Hightech-Operationen. Die Hisbollah bedient sich eher primitiven Technologien, sagt Philipp Eder von der österreichischen Landesverteidigungsakademie.

Zwischen 10.000 und 12.000 Katjuscha-Raketen - die eine Reichweite von rund 25 Kilometern haben und deren Gefechtskopf rund 17 Kilo wiegt - soll die Hisbollah inzwischen angesammelt haben, glauben Militärexperten. Als Träger fungieren zumeist Geländefahrzeuge. Genaues Zielen ist mit den Raketen nicht möglich, sagt Eder im Standard-Interview. Durchschnittlich zwölf bis 25 Meter verfehlt eine Katjuscha-Rakete ihr Ziel. "Der Hauptzweck der Angriffe ist es aber auch nicht, Ziele genau zu treffen, sondern die Bevölkerung zu terrorisieren", sagt Eder.

Doch die von den Sowjets im Zweiten Weltkrieg entwickelte Katjuscha, die von den Deutschen als "Stalinorgel"bezeichnet wurde, ist nicht die gefährlichste Waffe im Hisbollah-Arsenal. Bei den Raketenangriffen auf Israel setzte die Hisbollah erstmals zwei weiter entwickeltere Typen der Katjuscha-Rakete ein: Die Fajr 3 und Fajr 5. Die Fajr 5 hat eine Reichweite von rund 70 Kilometern, der Gefechtskopf wiegt 90 Kilo (siehe Grafik).

Die israelischen Behörden gehen davon aus, dass eine Rakete vom Typ Fajr am Sonntag den Bahnhof von Haifa getroffen hat. Bei dem Angriff starben acht Menschen.

Eder vermutet, dass die Raketen vom Iran in Kooperation mit China und Nordkorea hergestellt werden. Das israelische Militär beschuldigt Syrien, die Hisbollah mit den Fajr-Raketen beliefert zu haben. Neben den Fajr-Raketen, fürchtet Israel derzeit auch Angriffe durch Raketen vom Typ Zelzal 2, die ebenfalls vom Iran hergestellt werden sollen. Mit einer Reichweite von 115-200 Kilometern könnten diese Raketen auch Tel Aviv treffen. Der Gefechtskopf dieser Raketen wiegt rund 600 Kilo (szi/DER STANDARD, Printausgabe, 18. 07. 2006)