London/Wien - Die Zahl der Frauenmorde in Guatemala ist dieses Jahr erneut erschreckend gestiegen. Zu diesem Schluss kommt amnesty international (ai) in einem am Montag veröffentlichten Bericht. Danach wurden im Jahr 2005 mindestens 665 Frauen und Mädchen brutal ermordet. 2004 wurden 527 Fälle registriert, in den Jahren davor 383 bzw. 163 Fälle. Die Tendenz deutet auf eine weitere Zunahme hin: Zwischen Januar und Mai 2006 starben bereits offiziell 229 Frauen und Mädchen. ExpertInnen schätzen die Dunkelziffer jedoch viel höher ein.

Kampagne gegen Gewalt an Frauen

"Es gibt für die Mörder keinen Grund aufzuhören, denn sie haben nichts zu befürchten", so Heinz Patzelt, Generalsekretär von ai-Österreich. Nach Angaben des guatemaltekischen Ombudsmanns für Menschenrechte kommt es in nur drei Prozent der Fälle zu Verhaftungen, 70 Prozent der Morde werden gar nicht untersucht. "Die Regierung von Präsident Oscar Berger muss diese eklatanten Ermittlungsmängel schnellstmöglich abstellen? fordert Patzelt.
"Jeder Fall muss sofort und effektiv untersucht werden; dabei sind auch die internationalen Standards für Spurensicherung und Autopsie einzuhalten. Das Zeugenschutzprogramm ist dringend zu stärken. Nicht zuletzt muss die Regierung eine Kampagne ins Leben rufen, mit der der Gesellschaft signalisiert wird, dass es keine Toleranz gegenüber Gewalt an Frauen geben darf."

Motive

Viele Opfer stammen aus armen und von kriminellen Banden kontrollierten Großstadtvierteln. Hinter den Morden vermutet ai Rache für abgewiesene sexuelle Avancen, Kontakte der Frauen zu Mitgliedern von gegnerischen Straßengangs sowie Beseitigung unerwünschter Zeuginnen. (red)