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Australische BürgerInnen warten im Hafen von Beirut auf ihre Ausreise.

Foto: APA/epa/Ali Haider
Beirut/Paris/Berlin/Zürich/Wien - Zehntausende ausländische Staatsbürger sind in den vergangenen Tagen vor den Kämpfen im Libanon geflüchtet. Dänemark hat während der nach eigenen Angaben größten Evakuierung seit dem Zweiten Weltkrieg fast alle seiner 5.000 Bürger aus dem Libanon in Sicherheit gebracht, nur etwa 70 halten sich noch im Süden des Landes auf. Die USA wollten am Freitag weitere 5.000 der insgesamt etwa 25.000 Staatsbürger außer Landes bringen. Zypern stöhnt unter dem Zustrom von tausenden Flüchtenden und hat seine Partner in der Europäischen Union um Hilfe gebeten.

Die Inselrepublik mit weniger als einer Million Einwohnern sei der einzige EU-Staat, der ausgeflogene Bürger aus Drittstaaten in großem Umfang aufnehme, sagte der zypriotische Außenminister Georgios Lillikas am Freitag im staatlichen Rundfunk. Das Land stoße an die Grenzen seiner Möglichkeiten. Seine Regierung stehe vor dem Dilemma, die humanitären Bemühungen mit den vorhandenen Mitteln fortzusetzen oder sie einzustellen. Zypern bereite sich darauf vor, in Kürze 20.000 Kanadier und 1.000 Inder aufzunehmen. Regierungsvertreter rechnen mit der Ankunft von täglich etwa 4.000 Menschen aus dem Libanon.

Etwa 2.000 US-Bürger trafen in der Nacht in den Häfen von Larnaka und Limassol ein. Auch Schiffe aus Italien, Großbritannien, Griechenland und Indien liefen die Mittelmeer-Insel an. In Limassol kamen am frühen Freitagmorgen rund 1.300 Briten an. Dutzende Charterflüge sollten sie im Laufe des Tages nach Hause bringen. Die schwedische Regierung hatte am Donnerstag 1.300 Bürger nach Zypern gebracht. Bisher haben 6.400 Schweden den Libanon verlassen.

In die Türkei flüchteten mehr als 700 Kanadier, 4.000 weitere sollten noch folgen. Insgesamt will die Regierung in Ottawa 30.000 kanadisch-libanesische Bürger evakuieren. In Zürich landeten Donnerstagabend und Freitag früh insgesamt drei Flugzeuge mit 335 Schweizer Rückkehrern aus dem Libanon. Bisher wurden rund 500 Schweizer evakuiert. 300 bis 500 Personen mit Schweizer Pass warten noch auf die Ausreise.

Mehr als 4.200 deutsche Staatsangehörige haben bisher mit Hilfe der Regierung in Berlin den Libanon verlassen. Wie das Auswärtige Amt mitteilte, sollten am Freitag etwa 780 Deutsche mit insgesamt drei vom Außenamt gecharterten zivilen Maschinen von Larnaka und Amman nach Deutschland gebracht werden. Die Luftwaffe flog in der Früh mit drei Maschinen insgesamt knapp 500 Deutsche aus.

Die Regierung in Berlin zeigte sich besorgt über das Schicksal der Deutschen, die sich noch in den Kampfgebieten des Südlibanon befinden. Außenamtssprecher Martin Jäger sagte am Freitag, besonders große Sorgen mache man sich über 50 in einem Dorf eingeschlossene Deutsche. Nach den Worten von Frankreichs Verteidigungsministerin Michele Alliot-Marie sitzen im Südlibanon wegen der Kampfhandlungen auch rund 400 Franzosen fest. Wie Alliot-Marie am Freitag gegenüber dem privaten Radiosender RMC Info sagte, werde Frankreich eine Evakuierungsoperation starten.

Am Donnerstagabend waren auf dem Flughafen Wien-Schwechat weitere 42 aus dem Libanon evakuierte Österreicher angekommen, wie Major Wolfgang Schneider vom Verteidigungsministerium der APA telefonisch aus Larnaka mitteilte. Unter den Angekommenen seien "sehr viele Kinder". Gesundheitlich gehe es allen gut.

Seit Beginn der Kämpfe am 12. Juli sind außerdem 1.000 Türken geflüchtet. Die philippinische Regierung brachte 188 ihrer Bürger in Sicherheit. Rund 30.000 Filipinos hielten sich im Libanon auf; wie viele das Land verlassen wollten, war zunächst unklar. Die chinesischen Behörden brachten 143 Bürger außer Landes; fast alle im Libanon lebenden Chinesen wollten sich in Sicherheit bringen.

Indien evakuierte am Donnerstag 608 Menschen, nachdem etwa 1.000 der schätzungsweise 13.000 Inder im Libanon um Hilfe bei der Ausreise gebeten hatten. Über Istanbul wollten am Freitag rund 110 Mexikaner nach Hause fliegen, wie die mexikanische Botschaft mitteilte. Nach Angaben des Außenministeriums in Bukarest wurden in den vergangenen Tagen außerdem mehr als 700 Rumänen nach Hause geflogen. Im Libanon hätten sich rund 1.000 Rumänen aufgehalten, darunter viele Touristen.

Ausreisepläne für Ausländer im Libanon

Tausende Ausländer sind am Mittwoch auf dem Land-, See- und Luftweg vor den Kämpfen im Libanon geflohen. Im Folgenden eine Liste der Evakuierungspläne ausgewählter Staaten:

Östereich

Im Libanon leben rund 120 von den Behörden erfasste Österreicher, die meisten von ihnen sind Doppelstaatsbürger. 40 bis 60 von ihnen sollen mit einer Fähre nach Zypern gebracht und von dort Donnerstag oder Freitag mit einer Hercules-Transportmaschine des Bundesheeres ausgeflogen werden. Am Dienstag brachte die Hercules bereits 23 Italiener und vier Dänen nach Österreich, von wo sie heimreisten.

Australien

Rund 25.000 Australier mit doppelter Staatsangehörigkeit halten sich im Libanon auf, 7500 wollen das Land verlassen. Etwa 200 wurden bereits mit Bussen auf dem Weg über Syrien in Sicherheit gebracht. Zwei Schiffe mit je 800 Plätzen wurden im Laufe der Woche in Beirut erwartet.

Bangladesch

Bangladesch bat die IOM um Hilfe, um seine 10.000 Bürger im Libanon aus dem Krisengebiet zu transportieren.

Belgien

460 Belgier befanden sich auf dem Weg in ihr Heimatland, 38 waren bereits angekommen. Im Libanon hielten sich noch 1500 auf, von denen 400 das Land verlassen wollten.

Brasilien

Bis zu 70.000 Brasilianer hielten sich nach Regierungsangaben im Libanon auf, 98 wurden von der Türkei aus mit einem Flugzeug der Luftwaffe nach Sao Paulo gebracht.

Bulgarien

108 Bulgaren wurden am Donnerstag mit einem Sonderflug von Bulgaria Air aus dem Libanon in die Heimat gebracht. Das aus Syrien kommende Flugzeug sei in Varna am Schwarzen Meer gelandet, teilte das Verkehrsministerium in Sofia mit. Die Bulgaren waren am Vorabend mit Bussen aus Beirut in Syrien eingetroffen. Weitere 107 Bulgaren sollen am Freitagabend zurückfliegen.

Dänemark

Von 5000 Dänen, die sich bei Beginn der Kämpfe im Libanon aufhielten, waren bis Mittwoch 3000 über Damaskus heimgekehrt. Weitere 1100 wurden innerhalb von Stunden erwartet, darüber hinaus sollte 500 von Saida im Südlibanon ausgeschifft und 420 von dort mit Bussen nach Beirut gebracht werden.

Deutschland

In Düsseldorf traf am Donnerstag Vormittag ein Airbus mit 361 deutschen Libanon-Flüchtlingen ein. Unter den Passagieren befanden sich mehr als 150 Kinder, davon rund ein Drittel Säuglinge. Von Deutschland aus waren in der Früh drei Flugzeuge der Luftwaffe gestartet, um etwa 500 Deutsche in die Heimat zu bringen. Die Rückkehr des ersten Flugzeugs nach Köln-Wahn ist für den Nachmittag vorgesehen.

Frankreich

Rund 17.000 Menschen mit französischem Pass leben im Libanon, weitere 4000 bis 6000 sind zu kürzeren Aufenthalten im Land. Etwa 8000 Menschen haben darum gebeten, in Sicherheit gebracht zu werden. Mit einer Fähre waren am Montag 800 Franzosen und 100 andere Ausländer nach Zypern transportiert worden. 811 Menschen wurden an Bord zweier Air-France-Maschinen ausgeflogen. Die Fähre sollte am Mittwoch nochmals 800 Franzosen und 200 weitere Europäer abholen, 300 Menschen sollten mit einer Fregatte nach Zypern gebracht werden.

Großbritannien

Großbritannien hält sechs Schiffe zur Rettung seiner Bürger bereit, darunter zwei Flugzeugträger. Bis zum Ende der Woche sollen nach Angaben von Premierminister Tony Blair 5000 Briten in Sicherheit gebracht werden. Am Mittwoch hatte der Zerstörer "HMS Gloucester" mit 180 Menschen an Bord von Beirut kommend Zypern erreicht.

Indien

Vier Schiffe der indischen Marine waren am Mittwoch auf dem Weg in die Krisenregion, um bis zu 12.000 Inder in Sicherheit zu bringen. 49 indische Staatsbürger waren nach Behördenangaben per Bus über die Grenze nach Syrien gefahren worden.

Norwegen

500 Norweger waren bis zum Mittwoch vorwiegend mit Bussen über Syrien in Sicherheit gebracht worden. Weitere 40 sollten am Mittwoch die Busfahrt nach Damaskus antreten, schätzungsweise 100 hielten sich noch im Südlibanon auf.

Philippinen

Rund 34.000 philippinische Staatsbürger arbeiten im Libanon. Die Regierung in Manila prüft die Möglichkeit, ein Schiff zu chartern, um Flüchtlinge nach Griechenland oder Zypern zu bringen.

Polen

Polen und Bulgarien mieteten Busse, um ihre eigenen Bürger sowie Tschechen und Slowaken nach Damaskus zu transportieren.

Rumänien

Rumänien flog seit Montag 480 seiner Bürger aus, die meisten waren zuvor nach Syrien geflohen.

Russland

Die Regierung in Moskau schickte Flugzeuge in die Krisenregion, um russische Bürger aus dem Libanon zu holen.

Schweden

Schweden wollte am Donnerstag erneut mehrere hundert Staatsbürger aus dem Libanon mit einer Fähre nach Zypern bringen. Damit gehe die Evakuierungsaktion langsam zu Ende, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Am Vorabend waren bereits 1.200 Schweden mit einer Fähre auf Zypern eingetroffen.

Spanien

539 Spanier und andere Ausländer wurden bereits nach Spanien ausgeflogen, rund 100 Menschen waren noch im Libanon.

Sri Lanka

Sri Lanka schätzt die Zahl seiner Bürger im Libanon laut der Internationalen Migrationsorganisation (IOM) auf 80.000 und rechnet damit, dass Tausende das Land verlassen wollen.

USA

Bis zum Donnerstag Abend sollten 3.000 US-Bürger über den Seeweg aus dem Libanon gebracht werden, sagte der Kommandant der Evakuierungstruppe, Carl Jensen, in Zypern. Bis Freitag sollen 6.000 US-Bürger den Libanon verlassen haben.

Vereinte Nationen

Die Vereinten Nationen (UN) charterten die zyprische Fähre "Serenade" mit einer Kapazität von 600 Passagieren, um UN-Mitarbeiter und deren Angehörige aus dem Land zu schaffen. (APA/AP/Reuters/dpa/sda/Red)