Chronologie Manipulations-Skandals im italienischen Fußball:
  • 3. Mai 2006: Italienische Zeitungen veröffentlichen Abhörprotokolle von Telefongesprächen des Sportdirektors von Juventus Turin, Luciano Moggi, mit Ex-Schiedsrichter-Koordinator Pierluigi Pairetto. Aus den Telefonaten geht hervor, dass in der Saison 2004/2005 mehrere Spiele in der Serie A manipuliert wurden.

  • 8. Mai: Franco Carraro, Präsident des italienischen Verbandes FIGC, reicht seinen Rücktritt ein.

  • 11. Mai: Insgesamt neun Vereine der Serie A und B geraten in den Verdacht der Manipulation und der Absprache, darunter die vier Spitzenklubs Juventus Turin, AC Milan, Lazio Rom und die Fiorentina. Der Aufsichtsrat von Juventus Turin tritt geschlossen zurück.

  • 12. Mai: Die Polizei durchsucht die Zentralen des Verbandes und der Schiedsrichtervereinigung AIA. Nationaltrainer Marcello Lippi gerät in Verdacht, Spieler zu begünstigen, die bei der Spielervermittlung GEA seines Sohnes Davide unter Vertrag standen.

  • 13. Mai: Nationaltorhüter Gianluigi Buffon wird von der Turiner Staatsanwaltschaft vernommen. Er wird beschuldigt, mit den früheren Juve-Profis Mark Iuliano, Enzo Maresca und Antonio Chimenti illegale Wetten abgeschlossen haben. Der italienische Schiedsrichter Massimo De Santis wird von der WM in Deutschland ausgeschlossen.

  • 16. Mai: Wirtschaftsexperte Guido Rossi aus Mailand wird zum kommissarischen Verbandspräsidenten ernannt.

  • 18. Mai: Die Steuerfahndung durchsucht das Sekretariat von Juventus. Auch die Wohnungen von Nationalteam-Kaptitän Fabio Cannavaro und des früheren Juventus-Geschäftsführers Antonio Giraudo werden inspiziert.

  • 24. Mai: Der Turiner Staatsanwalt Bruno Tinti nimmt die Bilanzbücher von insgesamt 71 Klubs der italienischen Profi-Ligen unter die Lupe. Der Verdacht auf Bilanzfälschung und Steuerbetrug lastet auf 16 der 18 Klubs der Serie A, darunter auch Juventus, Milan, Fiorentina und Lazio. Die Ermittlungen gegen die übrigen Klubs wurden von den umfangreichen Verfahren gegen die "großen Vier" abgekoppelt und dauern noch immer an.

  • 26. Mai: Die Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen gegen Lippis Sohn Davide auf.

  • 28. Mai: Die Sport-Tageszeitung Gazzetta dello Sport behauptet, Schiedsrichter Pierluigi Collina sei über die illegalen Aktivitäten Moggis informiert gewesen. Die Verdächtigungen erhärteten sich nicht.

  • 30. Mai: Die Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen gegen den Klubpräsidenten und Hauptaktionär von Lazio Rom, Claudio Lotito, auf.

  • 3. Juni: Cannavaro und der französische Juventus-Stürmer David Trezeguet werden von der römischen Staatsanwaltschaft als Zeugen vernommen.

  • 14. Juni: Die Staatsanwaltschaft von Neapel nimmt Ermittlungen gegen den Präsidenten des Berufungsgerichts des Verbands, Cesare Martellino, auf. Er wird beschuldigt, auf Druck von Moggi Urteile zu Gunsten von Juventus gefällt zu haben. Der neue Aufsichtsrat von Juventus Turin wird ernannt.

  • 22. Juni: Untersuchungsrichter Stefano Palazzi beschließt die Aufnahme von Verfahren gegen Juventus Turin, den AC Milan, AC Fiorentina und Lazio Rom sowie gegen 26 Einzelpersonen. Liga-Präsident Adriano Galliani tritt zurück.

  • 27. Juni: Gianluca Pessotto, früherer Nationalspieler und Generalmanager von Juventus Turin, unternimmt in Turin offenbar einen Selbstmordversuch. Die Gründe sollen jedoch privater Natur sein.

  • 28. Juni: Fabio Capello, Trainer von Juventus Turin, wird von der Staatsanwaltschaft in Rom vernommen.

  • 29. Juni: In Rom beginnt der Hauptprozess im Wett- und Manipulationsskandal.

  • 5. Juli: Capello verlässt Juventus Turin und wird neuer Trainer von Real Madrid. Nachfolger von Capello wird der Franzose Didier Deschamps.

  • 7. Juli: Justizminister Clemente Mastella fordert eine Amnestie für die betroffenen Personen und Vereine.

  • 9. Juli: Italien gewinnt den WM-Titel. Forderungen nach einer Amnestie werden lauter.

  • 13. Juli: Silvio Berlusconi, ehemaliger Ministerpräsident und Präsident der AC Milan, verlangt den Meisterschaftsbeginn in alter Besetzung und den Verzicht auf Zwangsabstieg der verdächtigten Klubs.

  • 14. Juli: Juventus Turin, Fiorentina und Lazio Rom werden nach dem Urteil des Sportgerichts mit dem Zwangsabstieg in die Serie B bestraft. Juventus verliert die Meistertitel 2005 und 2006. Milan bleibt der Gang in die Zweitklassigkeit erspart, dem Klub werden aber rückwirkend 44 Punkte für die Saison 2006 abgezogen. Zahlreiche Funktionäre werden mit Berufsverboten zwischen einem und funf Jahren belegt.

  • 25. Juli: Das Berufungsgericht der FIGC mildert das erstinstanzliche Urteil für alle vier Klubs ab. Neben Milan sind auch Lazio und Fiorentina in der Spielzeit 2006/2007 weiter erstklassig. Die Strafversetzung von Juventus in die 2. Liga bleibt bestehen, allerdings gehen die Turiner mit 17 Minuspunkten statt mit 30 in die neue Saison.