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Zunächst wollte Grasser dem Investmentbanker Flöttl nur "die Hand geschüttelt" haben, dann musste der Finanzminister doch etwas "zurückrudern".

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Wie eng ist der Kontakt von Karl-Heinz Grasser zu Bawag-Partner Wolfgang Flöttl wirklich? Der Finanzminister behauptet, ihm "lediglich die Hand geschüttelt zu haben". Laut STANDARD-Recherchen waren die beiden aber letzten Sommer gemeinsam in der Adria Boot fahren.

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Wien – Finanzminister Karl Heinz Grasser hatte bislang für seine Beziehungen zu Bawag-Geschäftspartner Wolfgang Flöttl nur eine Standardantwort gehabt. Er habe dem ihm flüchtig Bekannten "lediglich die Hand geschüttelt" (Grasser-Sprecher Manfred Lepuschitz). Und zwar am 1. Dezember 2000, bei einem Empfang für Finanzexperten in New York.

Tatsächlich haben die beiden Kontakte gehabt, die über das bloße Händeschütteln doch etwas hinausgehen.

Auf Einladung des Bankiers Julius Meinl verbrachten Grasser und Flöttl im August 2005 einen Teil ihres Urlaubs auf einer Yacht an der nördlichen Adriaküste. Ebenfalls mit von der Partie waren Fiona Swarovski – damals noch Frau Grasser in spe – und ein österreichischer Unternehmer (Name der Redaktion bekannt).

Zusammentreffen bestätigt

Im Finanzministerium wollte man zuerst von dem gemeinsamen Yachtausflug des Finanzministers mit dem damals noch nicht im Licht der Öffentlichkeit stehenden Investmentbanker nichts wissen. "Frei erfunden", hieß es zuerst auf Anfrage. Laut "Kurier" vom Donnerstag quittierte Grasser Gerüchte darüber mit "Schwachsinn". Vom STANDARD mit Details der Reise konfrontiert, änderte sich die Medienstrategie radikal: Nun bestätigt man im Ministerium das Zusammentreffen auf Meinls Yacht, legt aber weiterhin Wert auf die Feststellung, dass Grasser mit Flöttl "weder befreundet noch bekannt ist".

Der grüne Abgeordnete Wolfgang Zinggl ist mit dieser Auskunft nicht zufrieden: Er brachte noch am Freitag eine parlamentarische Anfrage an Grasser ein. Darin will er vom Finanzminister wissen, ob bei besagtem Bootstreffen die Spekulationsgeschäfte der Bawag oder ein anderer Sachverhalt besprochen wurden, der für die Finanzmarktaufsicht relevant gewesen wäre. Schließlich wusste Grasser seit April 2001 über das Bawag-Desaster Bescheid – wegen des von ihm selbst in Auftrag gegebenen Notenbankberichts.

Dass Meinl – der das Treffen ebenfalls bestätigt, aber nicht kommentiert – und Flöttl einander gut kennen, ist kein Geheimnis. Flöttl bekam von der Meinlbank einen Kredit in der Höhe von 18 Millionen Dollar. Die Bawag bevorschusste Flöttl später, damit er seine Meinl-Schulden tilgen konnte. Meinl sagte jüngst im Format, angesprochen auf das Verhältnis zu Flöttl: "Ich kenne ihn aus New York, seit Anfang der achtziger Jahre." Auf die Frage, wie er ihn einschätze, meinte er knapp: "Positiv".

Kriminalfall statt Politikum

Die Österreicher sehen im ÖGB-Bawag-Skandal laut einer Imas-Umfrage übrigens eher einen Kriminalfall als ein Politikum. 32 Prozent der Befragten schieben die Schuld an dem Skandal ausschließlich menschlichem Fehlverhalten zu. Für 19 Prozent sind sie ein Politikum. (Barbara Tóth, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15./16.7.2006)