Alles begann mit dem "Mauerfall". Ab dann wurde der Blick auf den Garten in der Siebenbrunnengasse 29 in Margareten frei. Die schattige, ruhige Anlage unterscheidet sich im Grunde nicht allzusehr von einem Privatgarten. Doch in den vergangenen drei Jahren hat er eine Veränderung durchgemacht: Die Bewohner des Grätzels haben im Zuge des Stadtteilentwicklungs-Projekts "Agenda 21" einen "Ruhe- und Sinnesgarten" aus ihm gemacht. Am Donnerstag wurde er eröffnet.

Foto: STANDARD/Andy Urban

Bis alle Margaretner ihn aber wirklich als Garten nutzen konnten, war es ein weiter, jahrelanger Weg. Vor ein paar Monaten wurde noch darüber abgestimmt, ob man für die vielen Autos nicht eine Tiefgarage unter dem Bacherpark bauen sollte. Die Bürger entschieden: sie wird nicht gebaut. Und auch vor mehr als 15 Jahren, an genaue Jahreszahlen erinnert sich niemand, zitterten die Bewohner der Siebenbrunnengasse um ein Fleckchen Grün, als just auf dem Areal, wo der Garten aus dem Boden schießt, ein Wohnhaus gebau werden sollte, „als Lückenschluss sozusagen,“ sagt Herta Wessely, Beteiligte an mehreren Bürgerinitiativen.

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Doch der damalige Bezirksvorsteher Johann Walter (SP) entschied dagegen. „Der hat noch ein Hirn g’habt,“ sagt die Bewohnerin des Hauses 29. Ganz so glücklich ist sie nicht darüber, dass nun alle Maragaretner die 1800 Quadratmeter nützen können. Die Gemeinde habe das Palais nach dem Tod der Besitzerin gekauft. Die Bewohner verpflichteten sich, sich um den Garten, der von einer dicken Mauer und einem braunen Tor von der Straße abgeschirmt war, zu kümmern. Sie pflanzten Bäume, organisierten Bänke und veranstalteten Gartenfeste, jedoch war nur wenigen Margaretnern bekannt, dass der Garten auch wirklich für alle zugänglich war. Der Garten gehört noch immer der Stadt, das Haus wurde den Mietern verkauft.

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2003 beschloss die Bezirksvertretung die Öffnung des Grünraums und somit den „Mauerfall“ 2004. Damit der Gartencharakter nicht durch eine „Übernützung des Grünraums“ verloren gehen könnte, nahmen engagierte Margaretner mit der Agenda 21 Kontakt auf. Gemeinsam mit der Bezirksvorstehung unter Kurt Wimmer (SP) heckten sie Pläne für die Umgestaltung und Neubepflanzung des Gartens aus. Bis zum Frühjahr 2006 wurden neue Wege gebaut und Gartenmobiliar verteilt. Sogar Raum für Meditation ließ man: Ein Kreis aus Steinen, die nach Erdzeitaltern geordnet sind, lädt zum Verweilen ein.

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Herta Wessely und auch die anderen Mitgestalter finden es schön, dass etwas Außergewöhnliches „gemeinsam geschaffen“ wurde. Besonders jene, die Ruhe brauchten, können sich hier entspannen, obwohl man etwas Straßenlärm mitbekommt. „Die Kinder können sich ja im Bacherpark austoben,“ lächelt Wessely. (Marijana Miljkovic, DER STANDARD Printausgabe, 14.07.2006)

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