Srinagar - Eine bisher unbekannte Extremistengruppe mit der Bezeichnung "Al Kaida Jammu und Kaschmir" hat die Anschlagsserie von Bombay begrüßt. Die Anschläge seien ein Folge der Unterdrückung insbesondere der moslemischen Minderheit durch Indien, sagte ein Sprecher der Gruppe der Nachrichtenagentur "Current News Agency" im indischen Teil Kaschmirs. Die Moslems in Indien sollten "den Weg des Jihad wählen, für die Freiheit und den Islam", sagte er.

Die Gruppe sei am Donnerstag gegründet worden und werde ihre Ziele in den kommenden Tagen bekannt machen, sagte der Sprecher. Ihr Anführe sei Abu Abdul Rehman Ansari. Zur Anschlagsserie vom Dienstagabend hat sich bisher noch keine Gruppe bekannt. Die beiden größten moslemischen Rebellengruppen in Kaschmir, Lashkar-e-Taiba und Hezb-ul-Mujahedeen, haben jegliche Verantwortung zurückgewiesen. Die indischen Behörden halten sich bisher bedeckt auf die Frage nach der Urheberschaft. Medien berichten schon seit Tagen, dass die von Pakistan aus operierende Gruppe Lashkar-e-Taiba hinter der Anschlagsserie stecke.

"Markenzeichen"

Die Parallelen der Bombay-Anschläge zu Terrorakten der Al Kaida sind unübersehbar, wie der belgische Terrorexperte Claude Moniquet vom European Strategic Intelligence and Security Center (ESISC) am Mittwoch in einer ersten Analyse betonte. "Die vielfachen Ziele der Attentate - sieben Bomben an verschiedenen Stellen mit mehr oder weniger gleichzeitigen Explosionen - ist ein Kennzeichen der Al-Kaida-Bewegung." Auch die Auswahl von "soft targets" wie Zügen - mit dem Ziel, möglichst viele zivile Opfer zu verursachen - sei ebenfalls ein "Markenzeichen" der Jihadisten.

Die mehrheitlich von Moslems bewohnte Provinz Kaschmir ist nach der Teilung des indischen Subkontinents durch die britischen Kolonialherren im Jahr 1947 zu zwei Dritteln Indien zugefallen (Bundesstaat "Jammu und Kaschmir"), ein Drittel gehört zu Pakistan. Die beiden Staaten haben drei Mal Krieg um die Provinz geführt. Moslemische Rebellen kämpfen für einen Anschluss an Pakistan oder eine Unabhängigkeit Kaschmirs. In dem Konflikt kamen bisher mehr 60.000 Menschen ums Leben, viele Anschläge in indischen Metropolen sollen von Kaschmir-Extremisten verübt worden sein.

Die indische Polizei nahm indes 20 Verdächtige im Zusammenhang mit den Anschlägen fest. Drei Verdächtige, die sich an den Tatorten aufgehalten hätten, würden mit Phantombildern gesucht, sagte der Polizeichef Bombays am Donnerstag. Insgesamt seien 250 bis 300 Menschen verhört worden. Indische Fernsehsender bezeichneten die Anschläge unter Berufung auf das Innenministerium als Tat von Kaschmir-Separatisten.

Am Bahnhof Bombay übergab eine Menschenmenge am Donnerstag vier junge Männer der Polizei, nachdem sie sich angeblich verdächtig verhalten hatten. Der Polizei zufolge versuchten die Männer, ihre Taschen fortzuwerfen, als sie von Mitreisenden angesprochen wurden. (APA/Reuters)