Wien - "Fremdwährungskredite sind sehr riskant und die Spesen sind sehr hoch", warnen die Konsumentenschützer der Arbeiterkammer (AK). Sie haben im Mai und Juni bei sechs Banken die Spesen von Fremdwährungskredite getestet. Das Ergebnis: Spesen gibt es wie Sand am Meer, mehr als beim Euro-Kredit. Und sie sind sehr hoch. Auch sind die Spesen in den letzten Jahren teilweise erheblich erhöht worden.

Fremdwährungskredite werden in einer ausländischen Währung abgeschlossen. Diese Kredite werden meist als endfällige Darlehen angeboten, der Kreditnehmer zahlt während der Laufzeit nur Zinsen zurück, das aufgenommene Kapital wird erst am Laufzeitende in der vollen Höhe fällig. Daher ist es nötig, während der Laufzeit den Kreditbetrag anzusparen, etwa in einer Er- und Ablebensversicherung (Tilgungsträger).

Risikoreich

"Fremdwährungskredite sind risikoreich", betont AK-Konsumentenschützer Harald Glatz, am Donnerstag in einer Pressemitteilung. Zum Wechselkursrisiko, dem großen Zinsänderungsrisiko komme noch das Tilgungsträgerrisiko hinzu, nämlich das Risiko, dass das Ansparprodukt, das zumeist zusammen mit einem (endfälligen) Darlehen verkauft wird, nicht den prognostizierten Ertrag abwirft.

Erhoben hat die AK die Spesen von Fremdwährungskrediten bei Bank Austria, BAWAG P.S.K., Erste Bank, Niederösterreichische Hypo Bank, Volksbank Wien und Raiffeisenlandesbank Niederösterreich Wien (RLB NÖ Wien).

Zweimal Kontospesen

Bei der Aufnahme eines Fremdwährungskredites fallen zweimal Kontospesen an, für ein Fremdwährungs- und für ein Euro-Verrechnungskonto. Das können im schlimmsten Fall für das Fremdwährungs-Konto 100 Euro (Bank Austria) im Jahr sein, für das Euro-Verrechnungskonto 40 Euro (NÖ Hypo Bank) im Jahr. Bei jeder Zahlung wird auch eine Devisenprovision verrechnet - von 0,2 Prozent (Erste Bank) bis zu 0,3 Prozent (Bank Austria) vom Überweisungsbetrag.

Zusätzliche Spesen sind im Regelfall beim Währungswechsel ("Switch") oder bei einer Änderung des Tilgungsträgers zu zahlen. So kostet der Währungswechsel zwischen 50 (NÖ Hypo Bank) und 400 Euro (Bank Austria, BAWAG, RLB NÖ Wien). Die Bearbeitungsgebühr beträgt zwischen ein und zwei Prozent der Kreditsumme und ist einmal bei Vertragsbeginn zu zahlen, genauso wie beim Euro-Kredit.

Die Spesen sind laut AK Test in den vergangenen Jahren teilweise erheblich gestiegen. Die Bank Austria hat die Mindestgebühr beim Zurückwechseln von z.B. Schweizer Franken in Euro von 72,67 (März 2003) auf geschmalzene 400 Euro im Vorjahr angehoben. Die Erste Bank hat die Spesen beim Tilgungsträgerwechsel von 21,8 Euro im Vorjahr auf nun saftige 229 Euro angehoben.

Klare Information

Die AK fordert von den Banken klare Informationen für die Kreditnehmer. Es müssten alle Kosten in die Gesamtbelastung und den effektiven Zinssatz einfließen. Dazu gehörten die Devisenprovision, Kontoführung- und Switchkosten. Außerdem verlangt die AK von den Banken, dass dem Kunden ein vergleichbarer Euro-Kredit vorgelegt wird, und dass er umfassend über Kosten und Risiken aufgeklärt wird.

Die Konsumentenschützer raten unter anderem, sich für die Finanzierungsberatung Zeit zu nehmen und sich alles genau erklären zu lassen, auch beim Tilgungsträger. Unbedingt sollten auch die Nebenkosten verhandelt und auf unbestimmte Kostenangaben geachtet werden. Wenn man sich die gewünschte Summe mit einem Eurokredit nicht leisten kann, sollte keinesfalls das Risiko eines Fremdwährungskredites eingegangen werden. Während der Laufzeit sollte die Kursentwicklung der gewählten Währung im Auge behalten werden, um den richtigen Umstiegszeitpunkt nicht zu verpassen. (APA)