Vilnius/Regensburg - Die Regensburger Altstadt sowie neun weitere Stätten weltweit zählen seit Donnerstag zum Weltkulturerbe. Das Welterbe-Komitee der UNESCO hat den zehn Kandidaten während seiner Tagung im litauischen Vilnius den prestigeträchtigen Titel zuerkannt. Am Mittwoch hatte das Gremium bereits weitere acht internationale Stätten zum Welterbe deklariert. Weltweit gibt es damit nun 830 Welterbe-Stätten.

Die von Österreich eingereichte Erweiterung der Altstadt von Graz um Schloss Eggenberg wurde von der UNESCO aufgeschoben. Der Stadt soll dadurch Gelegenheit gegeben werden, um das Managementsystem zu verbessern und entsprechende Pläne zum Schutz der gesamten Welterbestätte zu erarbeiten. Österreich ist derzeit mit acht Objekten auf der UNESCO-Liste vertreten: Zum Welterbe erklärt wurden die Altstädte von Salzburg (1996), Graz (1999) und Wien (2001), Schloss und Park von Schönbrunn (1996), die Semmering-Bahn mit umgebender Landschaft (1998), die Kulturlandschaften Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut (1997), Wachau (2000) und der Neusiedlersee (seit 2001, mit Ungarn).

Begehbare Geschichtsbücher

Neben Regensburg sind unter den Neuaufnahmen auch das italienische Genua, Minen in Chile und Großbritannien, die Jahrhunderthalle ("Hala Ludowa") des deutschen Architekten Max Berg in Wroclaw (ehemals Breslau) sowie die Brücke Vizcaya im spanischen Bilbao. Ferner wurden Stätten in China, Iran, Oman und Syrien ausgewählt: Das chinesische Yin Xu gilt als herausragendes Zeugnis der späten Shang-Dynastie, der an einer historischen Handelsroute gelegene Ort Bisotun im Iran als uraltes, begehbares Geschichtsbuch. Das Aflai-Wassersystem in Oman war 2.500 Jahre vor Christus seiner Zeit weit voraus. In Syrien wurden die beiden historischen Schlösser "Crac des Chevaliers" und "Qal'at salah el-din" ausgewählt.

Auf die Liste der Welterbe-Stätten kommen Denkmäler, historische Städte oder Landschaften, wenn sie von solch außergewöhnlichem Wert sind, dass für ihren Schutz die gesamte Menschheit verantwortlich ist und nicht nur ein Staat. Die Länder, in denen das jeweilige Weltkulturerbe oder das Naturerbe liegt, sind zur Erhaltung der Denkmäler verpflichtet. Die UNESCO steht dabei beratend zur Seite, arme Staaten können von der UN-Organisation Gelder dafür erhalten.

Trend zu weniger Neuaufnahmen

"Wir sehen einen Trend zu weniger Neuaufnahmen", sagte die Komitee-Vorsitzende Ina Marciulionyte am Donnerstag. Im vorigen Jahr habe das Komitee noch 24 Mal positiv votiert. Viele nationale Nominierungen werden mittlerweile von der Weltorganisation heftig diskutiert, zurückgestellt oder sogar ganz abgewiesen.

Regensburg gilt als besterhaltene mittelalterliche Großstadt Deutschlands. Die Bewerbung bei der UNESCO verwies insbesondere darauf, dass Regensburg vom 11. bis 13. Jahrhundert ein europaweit bedeutendes Handelszentrum war und später von 1663 bis 1806 als einziges politisches Zentrum des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation fungierte.

Am Mittwoch hatte die UNESCO bereits acht Stätten auf die Liste gesetzt: ein Panda-Reservat in der chinesischen Provinz Sichuan, die Insel Malpelo bei Kolumbien, zwei prähistorische Stätten von Steinkunst in Tansania und Malawi, die grenzübergreifenden Steinkreise von Gambia und dem Senegal, die mexikanische Algave- Landschaft, die Stadt Harar Jugol in Äthiopien sowie die Hafenstadt Port Louis auf der Insel Mauritius. Die rund 600 Delegierten der 182 UNESCO-Mitgliedstaaten tagen bis Sonntag. (APA/dpa)