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Israelische Flugzeuge bombardierten am Donnerstag den Flughafen von Beirut

Foto: Reuters/Azakir
Nichts ist sicher im Libanon, "so einfach ist es": Als der israelische Generalstabschef Dan Halutz diese Worte am Donnerstag aussprach, hatte die israelische Luftwaffe seine Botschaft schon bis nach Beirut überbracht: Kampfjets bombardierten um sechs Uhr Früh den Internationalen Flughafen von Beirut. Zwei Rollbahnen des Rafik Hariri Airports wurden bei dem Angriff zerstört. Der Flughafen musste daraufhin umgehend geschlossen werden, die internationalen Flugverbindungen nach Beirut wurden gestrichen, auch die Austrian Airlines war betroffen.

Gegen Abend flog die israelische Luftwaffe einen zweiten Angriff gegen den Flughafen: Ein Kampfhubschrauber feuerte Maschinengewehrsalven auf Treibstofftanks ab, drei weitere beschossen den Flughafen mit Raketen, wie libanesische Sicherheitskräfte berichteten. Die Treibstofftanks gingen in Flammen auf.

"Neue Spielregeln"

Der Flugplatz sei von der Hisbollah als Umschlagplatz für Waffen benutzt worden, begründetet das israelische Militär den Angriff. Doch es ging um weit mehr: Mit einer massiven, breit gefächerten Luftoffensive im Libanon begann die israelische Regierung seine Drohung wahr zu machen, dass ab nun in der Region "neue Spielregeln" gelten würden. Nachdem der Flughafen lahmgelegt war, begannen israelische Kriegschiffe mit der Seeblockade libanesischer Häfen, der Libanon war damit nur mehr über das Nachbarland Syrien erreichbar.

Mit Dutzenden von Einsätzen, bei denen laut libanesischer Polizei 39 Zivilisten starben, wurden mutmaßliche Einrichtungen der Hisbollah angegriffen, Eine Rakete traf auch das Hauptstudio des Hisbollah-Fernsehstation al-Manar in einer südlichen Vorstadt von Beirut, die Sendungen gingen aber weiter.

Angriff auf Beirut geplant

Israel bombardierte am späten Nachmittag auch einen Militärflughafen der libanesischen Armee bei Kulayaat. Am Nachmittag spitze sich die Lage schließlich weiter zu: Israelischen Medienberichten zufolge wurde die Beiruter Bevölkerung gegen Mittag aufgerufen, den Stadtteil Haret Hreik im Süden zu verlassen, wenn sie ihr Leben nicht gefährden wollen. Das Viertel gilt als Hochburg der Hisbollah, und ihr Chef Scheich Hassan Nasrallah soll dort zu Hause sein.

Südlibanon abgeschnitten

Nach der Zerstörung zahlreicher Brücken wurde der Südlibanon praktisch vom Rest des Landes abgeschnitten. Das hinderte die Hisbollah aber nicht, fast stündlich Raketensalven abzufeuern, die Menschen in Nordisrael in die Schutzbunker trieben. Hauptziel war das Küstenstädtchen Naharya, gut zwölf Kilometer im Landesinneren. Hier wurde eine Frau im fünften Stock ihres Wohnhauses durch einen Volltreffer getötet, das Krankenhaus von Naharya stellte sich auf eine Art Kriegsbetrieb um und verlegte alle Patienten in unterirdische Schutzräume. Später wurden durch Einschläge in den Orten Carmiel und Majd-el-Krum im östlichen Galiläa zahlreiche Menschen verletzt

Das erklärte Hauptziel der Israelis ist es, die Schiitenmiliz zurückzudrängen. Die Kampagne werde dann beendet, so Verteidigungsminister Amir Peretz, wenn es eine Garantie dafür gebe, dass die Hisbollah sich nicht mehr in Grenznähe aufstellen könne. Die Verantwortung dafür trage die Regierung in Beirut, die mit ihren Truppen die Kontrolle im Süden des Landes übernehmen müsse. Die Lage an der israelischen Nordgrenze eskalierte am Mittwoch, nachdem Hisbollah-Milizen zwei israelische Militärfahrzeuge attackierten, drei Soldaten töteten und zwei weitere entführten. Die Hisbollah will die verschleppten Männer im Austausch gegen palästinensische und libanesische Gefangene in Israel freilassen.

Auch im Gazastreifen gingen die Kämpfe am Donnerstag weiter: Die israelische Luftwaffe zerstörte das Außenministerium der palästinensischen Hamas-Regierung, bei dem Angriff wurde niemand verletzt. (Ben Segenreich aus Zarit/red/DER STANDARD, Printausgabe, 14.7.2006)