Rom/Paris/Berlin - UNO-Generalsekretär Kofi Annan hat am Mittwoch die sofortige Freilassung entführter israelischer Soldaten gefordert. Zugleich verurteilte er die Vergeltungsaktion Israels. "Ich verurteile ohne Vorbehalte den Angriff im Süden des Libanon und fordere, dass israelische Soldaten sofort freigelassen werden", sagte Annan nach einem Treffen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Romano Prodi in Rom.

Der libanesische Ministerpräsident Fouad Siniora hatte an Annan appelliert, alles zu tun, um der israelischen "Aggression" Einhalt zu gebieten. Siniora war in Beirut mit dem UNO-Vertreter Geir Pederson zusammengetroffen. Die Miliz der in der libanesischen Regierung vertretenen schiitischen Hisbollah hat am Mittwoch zwei israelische Soldaten entführt. Daraufhin waren israelische Bodentruppen in das Nachbarland einmarschiert.

Frankreich und Deutschland in Sorge

Die Regierungen Frankreichs und Deutschlands drückten ihre Sorge über die Ereignisse aus. Der französische Außenminister Philippe Douste-Blazy verlangte in Paris die sofortige und bedingungslose Freilassung der beiden israelischen Soldaten und warnte vor einer neuen Spirale der Gewalt, deren erstes Opfer die Zivilbevölkerung sein werde. Die deutsche Regierung hat die Verschleppung der israelischen Soldaten "auf schärfste verurteilt". "Wir fordern die sofortige und bedingungslose Freilassung der beiden Soldaten", sagte eine Sprecher des Auswärtigen Amtes am Mittwoch in Berlin. Angesichts dieser "unverantwortlichen Eskalation" bestehe die Gefahr, dass der Weg für eine Verständigungslösung in der Region für längere Zeit verschüttet werde.

EU ruft zu "verantwortungsvollem Handeln" auf

Die Europäische Union hat sich am Mittwoch "beunruhigt" über die "Verschlechterung der Sicherheitslage an der israelisch-libanesischen Grenze" gezeigt und alle Staaten der Region aufgefordert, "verantwortungsvoll zu handeln und alles zu tun, um die Lage zu beruhigen". In einer Erklärung der finnischen EU-Ratspräsidentschaft wurden alle Seiten zur "Zurückhaltung" aufgefordert. Sie sollten sich "jeder Aktion enthalten, die die bereits angespannte Lage weiter zuspitzen könnte".

Die Schiiten-Organisation Hisbollah wurde aufgefordert, die gefangen genommenen israelischen Soldaten unverzüglich freizulassen und sämtliche Angriffe auf Israel einzustellen. Die libanesische Regierung müsse ihre Souveränität und ihr Gewaltmonopol im gesamten Staatsgebiet wieder herstellen, hieß es in der EU-Erklärung.

Beirut hat sich bisher geweigert, die Resolution 1559 des Weltsicherheitsrates zu erfüllen, laut der die Hisbollah-Miliz entwaffnet werden müsste. Die libanesische Allparteienkonferenz des "Nationalen Dialogs" hatte Ende Juni beschlossen, die Frage der "militärischen Rolle der Hisbollah in den Rahmen der globalen Verteidigungsstrategie gegen Israel" zu stellen. (APA/AP/AFP)