Peking/Seoul - In der Krise um die nordkoreanischen Raketentests haben China und Südkorea deutlich gemacht, dass sie die von Japan mit Unterstützung der USA bei den Vereinten Nationen beantragen Sanktionen gegen Nordkorea strikt ablehnen. China werde nichts zulassen, was die Spannungen noch weiter verschärfen könne, betonte Staats- und Parteichef Hu Jintao am Dienstag bei einem Treffen mit dem Vizepräsidenten des nordkoreanischen Parlaments, Yang Hyong Sop, in Peking.

Kritische Phase

Der US-Sonderemissär Christopher Hill ist neuerlich zu kurzfristig anberaumten Gesprächen in Peking eingetroffen. Er erhoffe sich von seinen Kontakten Aufschluss über diplomatische Bemühungen der Chinesen, sagte Hill am Dienstag kurz nach seiner Landung in der chinesischen Hauptstadt. Die Staatengemeinschaft befinde sich derzeit in einer kritischen Phase, was den Streit über die nordkoreanischen Raketentests angehe. Die Vetomächte Russland und China lehnen im UNO-Sicherheitsrat Sanktionen gegen Pjöngjang ab.

"Überreaktion" der Japaner

Die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Jiang Yu, erklärte, die von den Japanern beantragten Sanktionen seien "eine Überreaktion". "Wenn sie angenommen werden, führen sie zu einer Eskalation." Zudem würden die Sicherheit in der Region untergraben und der UNO-Sicherheitsrat gespalten. China hat Nordkorea aufgefordert, zu den Sechs-Staaten-Gesprächen über sein Atomprogramm zurückzukehren.

Südkorea wirft Japan vor, mit einer provozierenden Rhetorik die Spannungen anzuheizen. Ein Sprecher des südkoreanischen Präsidialamts, Jung Tae Ho, erklärte, mit seinen "bedrohlichen Bemerkungen" untergrabe Japan den Frieden in der Region und auch die Friedensbemühungen auf der koreanischen Halbinsel. Jung bezog sich dabei auf Äußerungen des japanischen Regierungssprechers Shinzo Abe, der am Montag erklärt hatte, in Japan werde auch über einen möglichen Präventivangriff auf die nordkoreanischen Raketenstellung nachgedacht.

Die beiden koreanischen Staaten haben am Dienstag neue Versöhnungsgespräche begonnen. Eine nordkoreanische Regierungsdelegation traf in Pusan (Busan) ein. Seoul hatte die schon länger geplanten Gespräche nach den Raketentests bewusst nicht abgesagt. Normalerweise geht es bei den Treffen um humanitäre Fragen, es wurde aber erwartet, dass dieses Mal die Spannungen in der Region ganz oben auf der Tagesordnung stehen würden.

Bush setzt auf Verhandlungen

US-Präsident George W. Bush hat inzwischen signalisiert, dass er auf weitere Verhandlungen setzt. Im Gespräch mit dem deutschen "Handelsblatt" (Mittwoch-Ausgabe) begrüßte er es ausdrücklich, dass Japan seinen Antrag auf eine UNO-Sicherheits-Resolution verzögert habe, um China die Möglichkeit zu weiteren Gesprächen mit der Führung in Pjöngjang zu geben. Das Weiße Haus in Washington kritisierte unterdessen die Nordkorea-Politik der Vorgängerregierung von Bill Clinton. Deren Versuche, die Nordkoreaner dazu zu bringen, auf die Entwicklung von Atomwaffen zu verzichten, hätten "nicht funktioniert", erklärte ein Sprecher, der hinzufügte: "Wir haben aus diesem Fehler gelernt." (APA/AP/dpa/AFP)