Dass man bei sommertauglichen Weinen aber auch von jeglichem Anspruch abrückt, muss nicht sein: Denn niedriger Alkohol muss nicht automatisch auch „ohne Substanz“ bedeuten und „easy drinking“-Weine können durchaus auch Rückgrat zeigen. Man denke an die kraftvolleren Rosés aus Südfrankreich oder aus dem spanischen Navarra, die - gute Produzenten vorausgesetzt - mit mehr als bloß auffälliger Frucht beeindrucken und die z.B. Steaks oder rotfleischiges Grillgut oder auch mediterran angehauchte Gemüsegerichte adeln.
Bründlmayers Rosé vom Zweigelt schmeckt man an, dass man sich mehr Gedanken gemacht hat, als bloß eine Verwertungsmöglichkeit für den Saftabzug bei Rotweinen zu suchen. Der Wein erinnert mit seiner kräutrig-fruchtigen Art an eine feine (und selten genug zu bekommende) Waldmeister-Bowle. Hier wurde mit bei mittlerer Reife geerntete Zweigelt-Trauben gearbeitet, die mit dem abfließenden Saft hochreifen Materials kombiniert wurden, was dem Wein intensive und frische, keinesfalls künstlich-aufdringliche Waldbeerennoten beschert. Dazu kommen dezente Aromen nach Gewürznelken und etwas, das an Küchenkräuter wie Estragon und Wermut erinnert.
Bründlmayers Rosé ist sicher nicht der leichte, unbedarfte Sommerwein, sondern wirkt sogar leicht streng. Er vermittelt mit Struktur und Ausgewogenheit eine Süffigkeit, die große Freude bereitet - vor allem wenn man von Rosé schon etwas mehr erwartet, als dass er möglichst pink und fruchtig daherkommt.