Die "Mehrphase" bringt's: Seitdem die Führerscheinneulinge ihre Fahrberechtigungsprüfung in mehreren Etappen ableisten müssen, nahm die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle bei den Junglenkern hier zu Lande signifikant ab. Im Rekordjahr 2002 starben auf Österreichs Straßen 170 Fahranfänger, im Vorjahr waren es 111, was einem Rückgang von rund 35 Prozent entspricht. Eingeführt wurde die Maßnahme im Jänner 2003.

Betrachtet man die Unfall- und Todeszahlen bei Fahranfängern in den vergangenen fünf Jahren, zeigt sich ein deutlicher Knick ab der Einführung: 2000 gab es 163 Tote, 2001 waren es 157 und 2002 brachte den Höchststand von 170. Im ersten Jahr nach der Einführung der Mehrphasenausbildung ging das Aufkommen dann deutlich zurück: 2003 waren es 139, im Jahr darauf 149 und 2005 gab es 111, so der ÖAMTC in Berufung auf die Statistik Austria.

Lobende Worte

Die Organisationen ÖAMTC, ARBÖ und Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV), die alle maßgeblich an der Einführung des Systems beteiligt waren, fanden am Dienstag lobende Worte für den Mehrphasenführerschein: "Aus einem Muss ist ein Spaß mit großem Nutzen geworden, wie uns die Teilnehmer immer wieder rückmelden", meinte der Leiter der ÖAMTC-Fahrsicherheit, Franz Wurz, in einer Aussendung und warb für die Ableistung der nötigen Kurse im Sommer: Die Ferienzeit biete sich für die jungen Lenker geradezu an, das Fahrsicherheitstraining zu machen.

Der ARBÖ freute sich über den Rückgang der Unfälle der 18-jährigen Lenker um 17,5 Prozent. Allerdings sei es deshalb höchst an der Zeit, die Versicherungskonditionen für die Fahranfänger zu verbessern. Diese seien derzeit mit bis zu 16 Prozent teureren Prämien konfrontiert. Zudem würden nur sieben von insgesamt 18 befragten Kfz-Haftpflichtversicherern 18-jährige Führerschein-Neulinge uneingeschränkt als Kunden akzeptieren. Die anderen Versicherungen akzeptieren diese Kundengruppe nur gegen strengere Auflagen wie höhere Selbstbehalte, Prämienzuschläge oder eigene Risikoprüfungen.

Maßnahme erreiche Zielgruppe

"Die Zahlen sind sehr gut", konstatierte auch KfV-Direktor Othmar Thann im Gespräch mit der APA: "Offensichtlich ist das wirklich eine Maßnahme, die die Zielgruppe erreicht." Er plädierte dafür, die Mehrphasenausbildung auch auf die "Moped ab 15"-Fahrberechtigungen auszudehnen, da gerade in dieser Gruppe eine starke Unfallzunahme zu verzeichnen sei.

Österreich ist in Europa erst das dritte Land, das die Mehrphasenausbildung eingeführt hat. Entworfen wurde das Modell zunächst in Finnland, wo die Autofahrer für den Winter trainiert werden sollten. Danach adaptierte Luxemburg das Konzept. Nach Österreich überlegt man nun auch Deutschland, den Mehrphasenführerschein einzuführen.

Führerscheinwerber müssen im Rahmen der Mehrphasenausbildung nach der Prüfung zwei Perfektionsfahrten, ein Fahrsicherheitstraining und ein Gespräch mit einem Verkehrspsychologen absolvieren. Wird eines der Module nicht gemacht, droht der Entzug der Lenkberechtigung. (APA)