Wien - 1996 feierte Franz Vranitzky hier zehn Jahre Kanzlerschaft - seit 2002 lädt SP-Chef Alfred Gusenbauer im weitläufigen Garten des Renner-Instituts am Wiener Stadtrand zum alljährlichen Sommerfest. Ob auch er jemals ein rotes "Kanzlerfest" schmeißen darf, bleibt abzuwarten. Angesichts des bei den Meinungsumfragen auch für die SPÖ spürbaren BAWAG-Debakels übte sich Gusenbauer Montag Abend jedenfalls in Zweckoptimismus.

Motto

"Auch, wenn manche der Meinung sind, die nächste Nationalratswahl ist bereits geschlagen, gilt der alte Grundsatz: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt", gab der Vorsitzende seiner Partei als Motto mit in den Wahlkampf. Zuvor hatte er gemeinsam mit Lebensgefährtin Eva Steiner eine dreiviertel Stunde lang Hände schüttelnd, küssend und Small-talkend seine Gäste begrüßt.

ORF-Prominenz

Gekommen waren u.a. IV-Präsident Veit Sorger, BAWAG-Generaldirektor Ewald Nowotny, Ex-Kanzler Vranitzky und Verwaltungsgerichtshofpräsident Clemens Jabloner. Mit dabei war auch einiges an ORF-Prominenz, wie der FP-nahe Chefredakteur Walter Seledec, der Kaufmännische Direktor Alexander Wrabetz und Generaldirektorin Monika Lindner. Letztere hatte mir ihrem Beifall für Bundeskanzler Wolfgang Schüssels "Rede zur Lage der Nation" bei der Opposition für helle Empörung gesorgt - nun lauschte und applaudierte die ORF-Chefin auch Gusenbauers Rede.

Spärlich vertreten waren dagegen die roten Parteigranden: Von den vier Landeshauptleuten kam nur Wiens Bürgermeister Michael Häupl, mit dabei waren auch die SP-Vorsitzenden von Ober- und Niederösterreich, Erich Haider und Heidemaria Onodi. Nicht gekommen waren auch zahlreiche rote Spitzengewerkschafter, wie Metaller-Chef Erich Foglar, GPA-Vorsitzender Wolfgang Katzian sowie FSG-Chef Wilhelm Haberzettl - sie will Gastgeber Gusenbauer bekanntlich auch im SP-Parlamentsklub nicht begrüßen. Die zweite Reihe der roten Arbeitnehmervertreter kam demonstrativ mit FSG-Ansteckern am Hemd zum Sommerfest. (APA)