Zwei freundliche junge Männer warten vor ihrem Geschäft der etwas anderen Art auf Kundschaft.

Foto: ImPulsTanz/ Matsune/Subal
Kunst, auch marktkritische, ist ein Geschäft: Musik, bildende Kunst und Literatur. Denn es gibt verkäufliche Ton-, Bild-und Textträger. Der Tanz ist ebenfalls ein Geschäft, wenn auch ein kleines. Es gibt (noch) keine wirklichen "Tanzträger", sondern nur - Aufführungen. Daher werden mit dem Tanz keine großen Umsätze gemacht, und wer dabei ein wenig absahnen will, muss schon Videoclips choreografieren oder groß ins HipHop-Geschäft einsteigen.

Tanz ist und erzeugt kein Produkt, das sich konservieren und sammeln oder versteigern lässt. Vor diesem Anti-Ding verharrt die Kunstwirtschaft etwas ratlos. Natürlich nicht ganz, denn alles wird zur Ware, sobald es in Umlauf gerät - sogar wenn es gratis ist. Auch den Tanz gibt es nicht umsonst, das wissen Eintrittskartenkäufer gut. In der Produktion allerdings ist er oft wesentlich weniger aufwändig als etwa das Theater. So erscheint er flexibler, auch als Träger von Diskursen.

Echte Billigpreise!

Wer heute choreografiert, organisiert nicht nur Körper in der Zeit (und im Raum), sondern auch Wissen um das, was den Körper umgibt und bedingt. Michikazu Matsune und David Subal entstammen zwei Hochburgen des Kapitals, Japan und Europa, und sie haben sich in Wien an der Kippe zwischen Ost und West getroffen, um in ihrem Projekt store einen Grenzstreifen der Choreografie zu bewirtschaften: die Organisation eines fiktiven Kunstbusiness.

Für ImPulsTanz eröffnen Matsune/Subal nach verschiedenen anderen Stationen, zuletzt während der Sommerszene 06 in Salzburg, eine weitere temporäre Filiale ihres Ladens, in dem das Geschäftliche zum Kunstinhalt wird. Die beiden Tänzer und Choreografen verkaufen in ihrem Laden Mikroperformances, Aktionen und Tableaux vivants zu unschlagbaren Preisen. Kaufen Sie aus dem Angebot etwa eine Franz-West-Kopie um € 4,90 oder eine Andy-Warhol-Kopie um € 3,90!

Oder geizen Sie bei der breiten Palette von Billigkopien: eine Buddha-Kopie kostet 90 Cent, eine James-Dean-Kopie gar nur 80. Zum Mitnehmen gibt es beispielsweise einen Eraser Head um nur € 4,10. Oder ordern Sie vom Matsune & Subal Delivery Service einen Letzten Schrei um € 4,80 (plus Versandkosten). Geiler geht's nicht! (ploe /SPEZIAL /DER STANDARD, Printausgabe, 11.7.2006)