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Schamil Bassajew in einem Video auf einer Website tschetschenischer Rebellen im Februar 2005. Damit widerlegte er Gerüchte über seinen Tod.

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Der tschetschenische Terroristenführer Schamil Bassajew sei gemeinsam mit einer Reihe von Rebellen in einer Spezialoperation getötet worden, berichtete der Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, Nikolaj Patruschew, am Montag an Staatspräsident Wladimir Putin. Laut Patruschew habe die Rebellengruppe einen Terroranschlag in Inguschetien für diese Tage geplant, um damit "Druck auf die russische Führung während der Planungen für den G-8-Gipfel auszuüben".

Russland hat somit binnen kürzester Zeit zwei Erfolge gegen Widerstandsgruppen in der abtrünnigen Kaukasusrepublik errungen. Erst vor drei Wochen wurde der tschetschenische Untergrundpräsident Chalim Sajdullajew getötet. Schon damals hatte es geheißen, dass es Hinweise auf geplante Terrorattacken während des G-8-Gipfels Ende dieser Woche in Petersburg gebe.

Nach der Liquidierung von Sajdullajews Vorgänger Aslan Maschadow im Vorjahr war es für Russland höchste Priorität, Bassajew zu finden - zehn Millionen Dollar waren als Belohnung ausgeschrieben. Vor wenigen Tagen noch hatte Bassajew die Russen gereizt, indem er den irakischen Entführern, die vier russische Diplomaten ermordet hatten, seinen Dank aussprach.

Laut Patruschew gelang die jetzige Aktion durch Informationen aus operativen Basen vor allem in den Ländern, wo Waffen für die Rebellen gesammelt und nach Russland geliefert worden waren. Laut FSB hätten sich die nun getöteten Rebellen auf dem Weg in die Kaukasusrepublik Inguschetien befunden. Von einer "verdienten Strafe"und "gerechten Vergeltung an den Banditen" sprach Putin in einer ersten Reaktion. Nach der Beseitigung Bassajews bleibt den tschetschenischen Rebellen nur noch eine bedeutende Figur übrig - Doku Umarow, der vor drei Wochen die Funktionen des getöteten Sajdullajew übernahm. Man werde die Anstrengungen weiter intensivieren, versprach Putin. Laut dem tschetschenischen Präsidenten Alu Alchanow allerdings könne mit der Ausschaltung Bassajews der schwierige Antiterror-Kampf in Tschetschenien als beendet angesehen werden.

Für Moskaus Führung galt Bassajew nicht als Separatist, sondern als ein fanatischer Gotteskrieger. So gut wie alle Terroranschläge der letzten Jahre gingen auf sein Konto.

Der Hass war nicht von Anfang da. Der 41-jährige Bassajew diente früher angeblich dem russischen Geheimdienst, ehe er sich 1991 mit einer Flugzeugentführung auf die Seite der Separatisten schlug. Politisch brachte es Bassajew nur zum Interims-premier, 1997 verlor er die Präsidentschaftswahlen gegen Maschadow.

Tschetschenische Rebellen haben am Montag den Tod von Schamil Bassajew bestätigt. In einer Erklärung, die auf der Internet des den Rebellen nahe stehenden Kavkaz-Zentrums veröffentlicht wurde, hieß es, Rebellenführer Bassajew sei bei der unbeabsichtigten Explosion eines Lastwagens ums Leben gekommen. Es habe sich nicht um einen Militäreinsatz gehandelt. (red, Eduard Steiner aus Moskau/DER STANDARD, Printausgabe, 11.7.2006)