Berlin/Wien - Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation, Mohammed ElBaradei, hat unter massivem Druck des Iran seinen Chefinspektor für das iranische Atomprogramm, Chris Charlier, kalt gestellt. Dies berichtet die "Welt am Sonntag" in ihrer neuesten Ausgabe. "Seit April darf ich nicht mehr in den Iran reisen. Seit April habe ich keinen Zugang mehr zur iranischen Atomakte", sagte Charlier dem Blatt.

Ein Sprecher der IAEO bestätigte der Zeitung, dass Teheran die Ablösung des Chefinspektors aus Belgien gefordert hatte. Schon seit mehreren Wochen kursieren in Wien Gerüchte, wonach der Iran die Arbeit der Inspektoren massiv behindert.

In seinem jüngsten Bericht über das iranische Atomprogramm Anfang Juni hatte ElBaradei zwar die mangelnde Zusammenarbeit Teherans bei der Untersuchung des Atomprogramms beklagt, jedoch den Fall Charlier mit keinem Wort erwähnt. Sprecher der IAEO wollten im Juni auf Anfrage nicht bestätigen, dass der Iran dem Inspektor die Einreise verweigert habe.

Nach Angaben der "Welt am Sonntag" geht Charlier davon aus, dass der Iran ein geheimes Atomprogramm betreibt. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass Teheran auf dem nuklearen Feld Dinge betreibt, von denen wir bis heute keine Ahnung haben", sagte Charlier der "Welt am Sonntag". Bei seinen Inspektionen im Iran seien er und die anderen Inspektoren auf Schritt und Tritt überwacht worden. Teheran habe Charliers Abzug bei einem Besuch ElBaradeis in der iranischen Hauptstadt Mitte April verlangt. (APA/dpa)