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REUTERS/Charles Platiau
Ein Jahr ist es her, dass Hewlett-Packards neuer Chef Mark Hurd seine Turnaround-Strategie vorstellte. Hurd hatte Carly Fiorina abgelöst, die gegen den Willen einer Reihe großer Eigentümer - darunter die Familienerben - die Fusion mit Compaq im Streit durchgesetzt hatte, nur um anschließend schwache Ergebnisse zu ernten. Hurd sollte mit weniger Glamour als Fiorina HP, die nach IBM zum zweitgrößten IT-Konzern der Welt aufgestiegen war, wieder aufpolieren. Vor allem sollte er die Probleme mit dem weiterhin defizitären PC-Bereich, der als Hauptlogik der HP-Compaq-Fusion genannt wurde, nachhaltig beseitigen.

Turnaround

Der Turnaround scheint fürs Erste gelungen, davon zeugen Gewinnsprünge (zuletzt über 50 Prozent im zweiten Quartal seines Geschäftsjahres, und ein Umsatzwachstum trotz heftiger Preiskämpfe mit Dell im PC-Markt) und die Rückeroberung von PC- und Servermarktanteilen von Dell. Gegenüber einer kleinen Runde von europäischen Wirtschaftsjournalisten präsentierten europäische HP-Executives am Freitag in London ihre Pläne für künftiges Wachstum.

"Kostensenken und effizientere Prozesse haben uns das Geld gegeben, wieder in Wachstum zu investieren."

"Viele Anstrengungen der vergangenen 15 Monate konzentrierten sich auf erhöhte Effizienz", sagte der für Europa, den Mittleren Osten und Afrika (EMEA) zuständige HP-Chef Francesco Serafini, "Kostensenken und effizientere Prozesse haben uns das Geld gegeben, wieder in Wachstum zu investieren."So sei der Aufwand für die unternehmenseigene IT von drei Prozent des Umsatzes auf eineinhalb gesunken, was eine Einsparung in Milliardenhöhe brachte.

Andere Verbesserungen habe man bei "Supply Chain Management"erzielt, "da gibt es bei einem Volumen von 50 Milliarden Dollar viel Spielraum zur Verbesserung".

PC-Sparte wieder profitabel

Besonders positiv verzeichnet HP, dass nach defizitären Jahren auch seine PC-Sparte (Personal Systems Group) wieder profitabel ist und Marktanteile zurückgewonnen hat, sagt der für den PC-Bereich zuständige HP-Vizepräsident Eric Cador. Dabei legt sich HP wieder ein auffällig endverbraucherfreundliches Gesicht zu. "Wir sorgen für das persönliche im Personal Computer"heißt eine neue Werbelinie, die nach der Fußball-WM auch in Europa eingesetzt werden soll und deren Betonung auf dem persönlichen Spaßfaktor durch multimediale Verwendungen ein wenig an Apples Positionierung im PC-Markt erinnert.

Hauptkonkurrent Dell

Damit versucht sich HP von seinem Hauptkonkurrenten Dell abzusetzen, der in den vergangenen Monaten trotz starker Preissenkungen einen Rückgang seines Wachstums nicht verhindern konnte. 40 Prozent von Notebooks werden an Consumer verkauft, schätzt Cador, 60 Prozent an Unternehmen, "und dabei sind viele Minifirmen, die Consumern bei ihrer Kaufentscheidung näher stehen als großen Unternehmen", sagt Cador.

Privatuser

Serafini sieht keine Schwierigkeit darin, dass sich das Unternehmen derzeit von seiner Consumerseite präsentiert, die natürlich auch im Imaging- und Druck-Bereich eine zentrale Rolle einnimmt. Diskussionen über einen Spinoff des Imaging-Bereichs oder des PC-Bereichs sind seit Langem vom Tisch; offenbar setzt Hurd darauf, weiterhin die gesamte Palette abzudecken. Die Werbelinie von HP setzt wieder ganz auf den Privatuser, der seinen PC oftmals auch dienstlich nutzt. (Helmut Spudich / DerStandard / Printausgabe 8.7.2006)