Montage: DER STANDARD
Bernhard Liebherr fragt, mit welchem Geld Mozart seine vielen Reisen finanzierte.

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Der Mozartforscher Joseph Heinz Eibl hat einmal ausgerechnet, dass Mozart von seinen 13.097 Lebenstagen 3720 Tage auf Reisen war. Da Mozart bereits als Kind zwischen München, Wien, Amsterdam, London und Paris unterwegs war, kann man durchaus sagen, dass der kleine Wolfgang in der Kutsche groß geworden ist.

Überhaupt war die Familie Mozart eine Reisefamilie, die sich vom Grundsatz leiten ließ, dass der Mensch "schlecht wird, wenn er immer an den nemlichen Ort bleibt". Ohne diese Einstellung wäre Leopold Mozart wohl auch nie auf die Idee gekommen, mit der Familie eine dreieinhalbjährige Tournee durch Westeuropa zu unternehmen. Bedenkt man, dass Mozart beim Antritt dieser Reise gerade einmal sechseinhalb Jahre alt war, wird klar, dass dieses Vorhaben in jeder Hinsicht ein großes Risiko darstellte. Dass Wolfgang und Nannerl beispielsweise die vielen schweren Krankheiten während der Reise überlebten, grenzt ja fast schon an ein Wunder.

Aber auch in finanzieller Hinsicht ist Leopold Mozart ein ziemliches Wagnis eingegangen, denn immerhin kostete ihn diese Reise unter dem Strich 20.000 Gulden, ein Betrag, der 50-mal so hoch war wie seine jährliche Besoldung als Kammermusiker am Hof von Fürsterzbischof Schrattenbach in Salzburg. Allerdings verstand es Leopold, sowohl die an zahlreichen Höfen erhaltenen wertvollen Geschenke, als auch andere auf der Reise erworbenen Gegenstände in Salzburg vorteilhaft zu veräußern, wodurch die Tournee nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch finanziellen Gewinn einbrachte.

Grundsätzlich gab es auf den Reisen vier Einnahmequellen: Eintrittsgelder bei öffentlichen Konzerten; Geschenke von Adeligen bei Privatkonzerten; Verkauf von Partituren und Zuwendungen von Förderern, wie etwa dem Fürsterzbischof Schrattenbach, der die erste Italienreise Mozarts mit einem Betrag von 450 Gulden unterstützte. Später, als Mozart nach dem Tod des Vaters auch beim Reisen auf sich allein gestellt war, endeten einige seiner "Dienstreisen" allerdings mit einem finanziellen Fiasko. (ALBUM/DER STANDARD, Printausgabe, 8./9.7.2006)