Österreichs erste Selbsthilfegruppe für Frauen nach Gebärmutter- und/oder Eierstockentfernung gibt Rat im Netz

"Sie haben uns kastriert", sagt die 56-jährige Brigitte. Im Sitzungszimmer des Frauengesundheitszentrums in Graz haben sich eine Hand voll Frauen versammelt. Es handelt sich um die Mitglieder von femica – der ersten Selbsthilfegruppe für Frauen nach gynäkologischen Operationen in Österreich. Ihnen allen wurde die Gebärmutter oder die Eierstöcke entfernt, in manchen Fällen auch beides. "Das Thema Sex ist für mich gegessen, mein Mann darf mich nicht mehr anfassen", sagt eine andere Frau, die namentlich nicht genannt werden will. Die anderen nicken, sexuelle Empfindungen haben sie seit ihrer Operation keine mehr. Und das ist nicht ihr einziges Leiden: "Gewichtszunahme, Depressionen, Schüttelfrost", zählt die vierzigjährige Rosa auf, die die Selbsthilfegruppe gegründet hat. Die Frauen fühlen sich betrogen, ihrer Weiblichkeit beraubt – die Wut ist fast zum Greifen spürbar. "Und keine von uns hatte Krebs", klagt Rosa.

"Internationale Studien belegen, dass sechzig bis achtzig Prozent dieser Operationen nicht nötig wären", erklärt Silvia Groth vom Frauengesundheitszentrum. Mittels Help TV hat sie eine Kampagne gegen die, wie sie meint, großteils unnötigen Gebärmutter- und Eierstockentfernungen gestartet. "Es gibt finanzielle Anreize für Ärzte, Gebärmütter zu entfernen", sagt Groth. Klassepatientinnen hätten ein größeres Risiko, operiert zu werden. Laut Austria Statistik wurden im Vorjahr an 11.500 Frauen in Österreich derartige Operationen durchgeführt.

"Eine Sauerei"

Auch Emmerich Zeichen, Fachgruppenobmann für Gynäkologie, ist wütend: "Ich höre diese Vorwürfe so oft, dass ich mich schon fast anspeibe." Er befürchtet, dass sich wegen Groths Kampagne ernsthaft kranke Patientinnen nicht mehr operieren ließen. Dass zu viele Operationen vorgenommen werden, will er aber nicht ausschließen, zu groß sei der Druck auf die ÄrztInnen: "Wer läuft denn zu Gericht und klagt, wenn sich herausstellt, dass es doch Krebs war?" Zeichen fordert nun die Politik auf, Groth Einhalt zu gebieten: "Ihre Pauschalierungen sind eine große Sauerei. Frau Groth ist keine Medizinerin, sie soll also auch keine medizinischen Diagnosen stellen!"

Den Frauen von der Selbsthilfegruppe femica hilft der Streit freilich wenig. Eine Kärntnerin und eine Tirolerin sind extra zum Treffen nach Graz gekommen, ihre Ehemänner im Schlepptau. Auch für diese ist die Situation schwierig, sagt Rosa: "Manche Männer gehen weg und suchen sich eine echte Frau." Das Ziel von femica (die Abkürzung steht für Femina castrata) ist es, anderen Frauen ein ähnliches Schicksal zu ersparen. (Donja Noormofidi)