Rabat - Tausende afrikanische Einwanderer warten nach marokkanischen Angaben in dem nordwestafrikanischen Land auf eine Chance, illegal nach Europa zu gelangen. Der im Innenministerium für Einwanderung zuständige Khalid Zerouali sagte der Nachrichtenagentur Reuters, genaue Zahlen seien jedoch schwer zu ermitteln. "Der Druck durch illegal Einwandernde lastet weiter auf uns", fügte er hinzu. Um das Problem gemeinsam anzugehen, soll in der kommenden Woche in Marokko erstmals eine europäisch-afrikanische Konferenz zum Thema Einwanderung stattfinden.

Marokko gilt wegen seiner Grenzen zu den spanischen Exklaven Ceuta und Melilla sowie seiner langen Mittelmeer- und Atlantikküsten als Anlaufstelle vieler Afrikaner auf ihrem Weg in die Europäische Union. Erst Anfang der Woche kamen drei Männer bei dem Versuch ums Leben, den Grenzzaun zu Melilla zu überwinden. Auch die Marokko vorgelagerten spanischen Kanaren gelten bei Flüchtlingen als Tor nach Europa. Allein in diesem Jahr kamen auf der Inselgruppe mehr als 10.000 Einwanderer auf illegale Weise aus Ländern der Sahelzone an.

Die europäischen Länder erhoffen sich von der Konferenz vor allem Hilfe beim Kampf gegen Schlepper und bei Patrouillen an den Küsten. Die afrikanische Länder fordern dagegen vor allem längerfristige Lösungen des Flüchtlingsproblems, wie etwa Entwicklungshilfen. Sie hoffen, dass so die Kluft zwischen armen und reichen Ländern verringert wird und daher weniger Afrikaner den Weg nach Europa suchen. "Die Konferenz wird sich nicht auf den Sicherheitsaspekt der Einwanderung beschränken", sagte der marokkanische Diplomat Youssef Lemarani, der die Konferenz organisiert.

Zerouali meinte, zwar hätten sich die marokkanischen Behörden in den vergangenen 15 Monaten bemüht, mehr als 5.000 Versuche von Flüchtlingen, nach Spanien zu gelangen, zu vereiteln. Diese Zahl sei jedoch nicht aussagekräftig. "Viele nehmen mehrere Anläufe", sagte Zerouali.

In den vergangenen zwei Jahren habe Marokko rund 11.000 Soldaten eingesetzt, um Grenzen und Küsten zu sichern, sagte er. Dadurch habe das Land den Flüchtlingsstrom verglichen mit 2003 um 65 Prozent verringert. Außerdem schob das Königreich in den vergangenen elf Monaten mehr als 2.000 Flüchtlinge in ihre Heimatländer wie etwa Senegal, Mali und Nigeria ab. Den Weg nach Europa bezahlen viele Flüchtlinge mit dem Leben: Jedes Jahr sterben nach Schätzungen der Behörden beispielsweise hunderte Menschen bei dem Versuch, die Kanarischen Inseln mit zumeist hochseeuntüchtigen Booten zu erreichen. (APA/Reuters)