Bern - In der Schweiz hat die Zahl der Arbeitslosen im Juni wohl den tiefsten Stand dieses Jahrs erreicht. Weil im Sommer jeweils zahlreiche Schul-, Studien- und Lehrabgänger auf den Markt drängen, dürfte die Zahl bis Ende Jahr wieder leicht steigen. Die Arbeitslosenquote ging im Juni den fünften Monat in Folge zurück. Mit 3,1 Prozent war sie so tief wie seit November 2002 nicht mehr. Im Mai hatte die Quote noch 3,3 Prozent betragen, im Juni 2005 sogar 3,6 Prozent.

Ende Juni waren 122.837 Menschen ohne Arbeit, 6.649 weniger als Ende Mai, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) am Freitag weiter bekannt gab. Ein größerer Rückgang von Mai auf Juni war letztmals im Jahr 1998 verzeichnet worden. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen nahm im Juni um 189 auf 12.559 zu.

Schon seit letztem Oktober wirke sich der Aufschwung positiv auf den Arbeitsmarkt aus, sagte SECO-Mediensprecherin Rita Baldegger. Im Durchschnitt habe die saisonbereinigte Zahl der Arbeitslosen seither Monat für Monat um 2000 abgenommen.

Dass die Schweizer Wirtschaft auf Hochtouren läuft, zeigt sich auch bei der Kurzarbeit. Im Mai - aktuellere Zahlen liegen nicht vor - wurden noch 49.159 ausgefallene Arbeitsstunden verzeichnet. Das ist ein Rückgang von 59,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Am deutlichsten war der Rückgang der Zahl der Arbeitslosen bei den Jugendlichen. Knapp ein Fünftel des gesamthaften Rückgangs entfiel auf die 15- bis 24-Jährigen, wie Baldegger erklärte. Das bestätige, dass Jugendliche am stärksten auf Konjunkturschwankungen reagierten - positiv wie negativ.

Bei den 20- bis 24-Jährigen ging die Zahl der Arbeitslosen im Juni um kräftige 8,5 Prozent zurück; im Durchschnitt sank die Zahl um 5,1 Prozent. Allerdings: Mit einer Arbeitslosenquote von 4,4 Prozent lag diese Altersgruppe immer noch klar über dem Durchschnitt. Bei den 15- bis 19-Jährigen wurde im Juni dagegen ein Anstieg der Zahl der Arbeitslosen um 3,4 Prozent verzeichnet. Das zeigt, dass bereits erste Schul-, Studien- und Lehrabgänger auf den Arbeitsmarkt drängen.

Ab Herbst kommen negative saisonale Effekte hinzu: Mit dem Ende des Sommers nimmt die Bautätigkeit ab, und auch die Tourismus-Betriebe kommen mit weniger Personal aus. Das bedeutet, dass die Arbeitslosigkeit von nun an bis Ende Jahr wieder zunehmen dürfte. Die Höchstwerte werden jeweils im Dezember verzeichnet. Dennoch besteht Grund zur Freude: Das SECO rechnet für 2006 mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 3,3 Prozent, verglichen mit 3,8 Prozent im vergangenen Jahr. Für 2007 wird ein weiterer Rückgang auf 2,8 Prozent erwartet. Tiefer war die Quote letztmals im Boomjahr 2002, als sie 2,5 Prozent betrug. (APA/sda)