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Marco Mancini, die "Nummer Zwei" des Militärgeheimdienstes Sismi, soll der CIA geholfen haben, einen ägyptischen islamischen Geistlichen zu entführen.

Foto: APA/epa/Ettore Ferrari
Rom - Die italienischen Geheimdienste sind stark unter Druck geraten, nachdem die Mailänder Staatsanwaltschaft einen hochrangigen Agenten des Militärgeheimdiensts Sismi und einen weiteren Funktionär verhaftet hat. Festgenommen wurde Marco Mancini, "Nummer Zwei" des Sismi. Er soll dem US-Geheimdienst CIA im Jahr 2003 geholfen haben, einen ägyptischen islamischen Geistlichen aus Italien zu entführen. Auch vier Amerikaner wurden festgenommen. Drei von ihnen gehören dem US-Geheimdienst an. Zu ihnen zählt auch Jeff Castelli, ehemaliger Chef der CIA in Italien.

Die Ermittlungen gegen Mancini, den Chef der Abteilung für militärische Gegenspionage beim Sismi, sind ein starkes Indiz dafür, dass europäische Dienste von den Praktiken der CIA in Europa mehr wussten, als sie zugeben. Im Mailänder Entführungsfall hatte die italienische Justiz bisher nur gegen US-Bürger ermittelt. Im Dezember waren Haftbefehle gegen 22 CIA-Agenten erlassen worden. Ein Prozess soll laut Staatsanwaltschaft im Juli beginnen.

Imam entführt

Der Imam der Mailänder Moschee, Osama Mustafa Hassan, alias Abu Omar, war 2003 am helllichten Tag in Mailand entführt und über US-Luftwaffenstützpunkte in Italien und Deutschland nach Ägypten gebracht worden. Dort wurde er Ermittlungen der italienischen Justiz zufolge gefoltert, freigelassen und wieder verhaftet. Ihm werden Verbindungen zum Terrornetz Al-Kaida (al-Qaeda) vorgeworfen.

"Mancini ist ein loyaler Staatsdiener, der stets korrekt gehandelt hat", behauptete der Rechtsanwalt des Geheimdienstagenten, Luigi Panella. Er zeigte sich überzeugt, dass sein Mandant bald enthaftet werde.

Journalisten bespitzelt

Der Sismi soll auch einige Journalisten der römischen Tageszeitung "La Repubblica" bespitzelt haben, die sich mit dem Fall des Imams beschäftigt hatte. Die Mailänder Staatsanwaltschaft ließ auch die Redaktion der rechten Tageszeitung "Libero" in Mailand durchsuchen.

Beschlagnahmt wurde der Computer des stellvertretenden Chefredakteurs Renato Farina, der mehrere Berichte über die Entführung des Geistlichen geschrieben hatte. Die Festnahme der Geheimdienstagenten wurde vom Ex-Staatspräsident Francesco Cossiga scharf kritisiert. "Das Ziel der Mailänder Ermittler ist nicht Mancini. Sie wollen eigentlich die Nummer eins des Sismi, General Nicolo Pollari, festnehmen und den Militärgeheimdienst auflösen", warnte Cossiga. (APA)