Der deutsche Journalist Georg Blume wird wegen Führung "illegaler Interviews" in der südwestchinesischen Provinz Yunnan von der Polizei festgehalten. Beamte der Präfektur Lushui fordern die Vernichtung von Notizen und Filmmaterial, wie der China-Korrespondent der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" und der Berliner "tageszeitung" ("taz") am Donnerstag aus der Polizeistation in dem Ort Liuku über sein Mobiltelefon berichtete. Er verweigert nach eigenen Angaben die Herausgabe seiner Dokumente über ein Staudammprojekt. Blume erklärte, er sei aber bereit, eine Erklärung über seine Tätigkeit in dem Verwaltungskreis zu unterschreiben.

32 Journalisten in Haft

Verschiedene ausländische Korrespondenten wie 1998 der damalige deutsche Korrespondent des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" Jürgen Kremb wurden aus China ausgewiesen. Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen saßen Ende vergangenen Jahres mindestens 32 Journalisten in der Volksrepublik China in Haft - die höchste Zahl weltweit.

Gespräche über Umsiedlung

Georg Blume war in dem Dorf Xiao Shaba von der Polizei in Gewahrsam genommen worden, nachdem er mit Bauern über die ihnen drohende Umsiedlung wegen eines geplanten Staudammprojekts am nahe gelegenen Lu-Fluss gesprochen hatte. Der geplante Damm ist einer von insgesamt dreizehn, die in der Region errichtet werden sollen. Zusammen sollen sie eine noch höhere Leistung erbringen als der Drei-Schluchten-Staudamm am Jangtse. Allerdings gilt das Projekt auch in Peking als umstritten. Der Lu-Fluss gehört zu den letzten zwei unberührten Flüssen Chinas und ist auch als Kulturerbe von der Erziehungs-, Wissenschafts- und Kulturorganisation der Vereinten Nationen (UNESCO) eingestuft worden.

Anklage gegen "New York Times"-Mitarbeiter

In der Hauptstadt Peking war die Urteilsverkündung gegen Zhao Yan, den wegen "Verrats von Staatsgeheimnissen" angeklagten chinesischen Mitarbeiter der amerikanischen "New York Times", verschoben worden. Der 44-jährige Zhao war bereits im September 2004 festgenommen worden, nachdem die US-Zeitung im Voraus über den Rückzug des früheren Staats- und Parteichefs Jiang Zemin vom Vorsitz der mächtigen zentralen Militärkommission berichtet hatte. Die US-Regierung forderte Zhaos Freilassung. (APA/dpa)