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Stachelig wie ein Kaktus?

Foto: AP/ANN LEVIN

Es hilft alles nichts: Wer sich dem herrschenden Schönheitsideal entsprechend verhalten will, muss Aufwand treiben - vor allem im Sommer. Üppige Achselhaare, flauschige Beine oder ausufernde Bikinizonen wird man in sämtlichen Modejournalen dieser Welt ganz sicher vergeblich suchen.

Dass zwischen Kleidern und Körperbehaarung eine Dynamik existiert, bezeugen die vergangenen 120 Jahre. Begonnen hat die Entwicklung mit ärmellosen Kleidern um 1870, ihre Trägerinnen begannen sich in Frankreich dafür die Achseln zu rasieren. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden dann nicht nur die Röcke kürzer, sondern auch - Nylon sei Dank - die Strümpfe durchsichtig. Klar also, dass seit damals die Haare an den Beinen das ästhetische Empfinden stören.

"Körperhaare sind Relikte der Evolution"

Körperbetont wie in Kalifornien oder Brasilien ist die Kultur in unseren Breiten jedoch noch lange nicht. 70 Prozent aller europäischen Frauen entfernen aber regelmäßig unerwünschte Körperbehaarung, Österreich und Deutschland liegen in diesen Punkten des Körperbewusstseins an letzter Stelle. So viel vornweg: Das hartnäckige Gerücht, Haarentfernung würde den Haarwuchs verstärken, ist dermatologisch gesicherter Unsinn. "Körperhaare sind Relikte der menschlichen Evolution, die jede Funktion verloren haben", bringt der Wiener Hautarzt Bernd Gmeinhart die Sache auf den Punkt. Längst ist Schweiß nicht mehr jener Geruch, der, über die Körperhaare gut verteilt, Partner anzulocken vermag.

Bleibt also die glatte Ästhetik. "Für die Entfernung der Körperbehaarung gibt es neben Lasern nur vier Möglichkeiten: Zupfen, Rasieren, Harzen und chemische Cremen", sagt Luz Piber, Geschäftsführerin des Wiener Kosmetikinstituts Pure Day Spa. Im Grunde genommen lässt sich die Problematik des Epilierens entlang einer imaginären Zeitachse aufrollen. Wer sehr viel Zeit hat, zupft - mit den Jahren werden die Haare weniger. Wer plant und das Nachwachsen bis auf fünf Zentimeter Länge durchhält, wendet Wachs an. Sich selbst die Haare vom Leib zu reißen, erfordert allerdings Selbstüberwindung und große Tapferkeit; Kosmetikerinnen können es meist besser. Rasieren? Muss zur fast täglichen Routine werden. In Enthaarungscremen wiederum wirkt Chemie, die das Haar einen Millimeter unter der Hautoberfläche abtrennt. "Medizinisch ist das gänzlich unbedenklich, die Haut resorbiert die Wirkstoffe nicht", beruhigt Hautarzt Gmeinhart.

Die gute Nachricht: Es gibt Geheimtipps

Erstens: Vor der Epilation grundsätzlich ein Haut-Peeling oder einen Massagehandschuh verwenden. Die abgestorbene Hautschicht wird abgeribbelt und kann bei regelmäßiger Anwendung später auch das Einwachsen von Haaren verhindern. Zweitens: Nur sehr scharfe Rasierer, am besten mit Dreifachklingen, sind gut genug. Drittens: Kälte vor der Haarentfernung hilft, deshalb reibt man die Haut unmittelbar vor dem Epilieren mit einem Eiswürfel ab. Viertens: Beim Harzen gegen den Strich, beim Rasieren mit dem Strich scheren. Fünftens: Nach der Haarentfernung auf akkurate Pflege achten. Um Entzündungen zu vermeiden, empfehlen Hautärzte ein mildes Antiseptikum oder austrocknendes Puder.

Statt Chemie ist für die Wiener Kosmetikerin Sabine van Gils Natur pur bei der Enthaarung oberstes Gebot, Haarentfernung nach orientalischer Art ist deshalb eine ideale Variante für sie. "Arabische Frauen kneten aus einem Zucker-Zitronen-Gemisch Kugeln, die sie kunstfertig über den Körper gleiten lassen. Haare bleiben kleben und werden ausgerissen" erklärt sie. Der Namen der Methode: Halawa. (Karin Pollack/Der Standard/rondo/07/07/2006)