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STANDARD: Die SCS wird immer wieder als Zielobjekt von Übernahmen, zuletzt seitens der ING Real Estate, genannt. Wollen Sie verkaufen?

Totta: Die SCS ist ein großer, österreichischer Leitbetrieb, der noch in Familienbesitz ist, wenn man eine Privatstiftung so definiert. Ich als Vorstandsvorsitzender kann über den Verkauf nichts sagen. Ich als Privatperson und Investor kann nur die Frage stellen: Selbst wenn ein Verkauf stattfinden sollte, wohin mit dem Geld? Dann wären wir in der Situation wie all die Immobilienfonds derzeit. Wir sind seit mehr als dreißig Jahren mit dem Standort verbunden und kennen ihn in- und auswendig, und sind überzeugt, dass er eine hervorragende Zukunft vor sich hat.

STANDARD: Aber Raiffeisen-General Christian Konrad ist doch nun Stiftungsrat geworden, dem Vernehmen nach, um den Verkauf der SCS vorzubereiten.

Totta: Doktor Konrad ist im Stiftungsrat vertreten, das kann man im Handelsregister nachlesen. Er ist ein langjähriger Freund meines Onkels gewesen und ein guter Freund von mir. Über die Rolle der einzelnen Stiftungsräte etwas zu sagen, steht mir aber nicht zu. Aber wie gesagt, die Hans Dujsik Privatstiftung hat aus meiner Sicht mit der SCS eine hervorragende Investition.

STANDARD: Es hat zuletzt Mieterproteste gegeben, da angeblich die Betriebskosten der SCS stark angehoben worden sind.

Totta: Dass es Diskussionen in der Vergangenheit gegeben hat, stimmt. Diese wurden dadurch provoziert, dass wir mit der Erhöhung der Betriebskosten zuvor zögerlich vorgegangen sind. Aber in dem Moment, in dem wir einen detaillierten Investitionsplan zur Verbesserung des Hauses vorgelegt haben, hat man verstanden, dass das ein Baustein zur Zukunftssicherung ist.

STANDARD: Welche Sanierungsarbeiten werden Sie als nächstes angehen?

Totta: In den vergangenen Jahren fanden die Arbeiten vor allem hinter den Kulissen statt: Klimaanlage, Brandrauchentlüftung. Jetzt wird es dann um das Erscheinungsbild gehen.

STANDARD: Wird es in der SCS mehr Tageslicht geben?

Totta: Die Tageslichtproblematik wird von mancher Seite als Vorwurf aufgegriffen. Die Umsätze und die Zufriedenheit der Händler sprechen aber eine andere Sprache. Gerade die Bereiche, wo es den geringsten Tageslichtanteil gibt, haben die am besten beleuchteten und somit hervorstechenden Schaufenster, dort erzielt man die höchsten Quadratmeterumsätze.

STANDARD: Was wird nun konkret als Nächstes passieren?

Totta: Wir werden den detaillierten Maßnahmenkatalog zuerst intern absprechen, dann die Miteigentümer und die Mieter informieren und dann an die Öffentlichkeit gehen. Die Schwerpunkte sind aber klar: etwa die Sanierung der nicht mehr sehr attraktiven WC-Anlagen, die Neugestaltung der Eingangsbereiche als ,Landmarks‘, mehr Übersichtlichkeit, eine Reduktion der Informationen in der Wegeführung, schon nach den Einfahrten.

STANDARD: Jetzt entstand und entsteht der SCS laufend neue Konkurrenz, mit dem Outletcenter in Parndorf, mit Shoppingcenter-Projekten in und um Wien, Bratislava wird mit Schengen noch näher rücken. Wie werden Sie reagieren?

Totta: In den letzten 20 Jahren sind circa 700.000 Quadratmeter zusätzlicher Handelsfläche in Wien entstanden. Und wir haben trotzdem jährlich Zuwächse gehabt. Wenn noch ein paar 10.000 Quadratmeter in Wien und Umgebung dazu kommen, dann wird sich der Bereinigungsprozess in Wien höchstens beschleunigen – nicht in der Innenstadt, sondern in den Randlagen. Es geht nicht um Einkaufszentrum gegen Innenstadt oder Einkaufszentrum gegen umliegende Gemeinden, sondern um gute gegen schlechte Standorte. Der Kunde bestimmt letztlich, welcher Handelstypus erfolgreich ist. Wir sehen die Entwicklung also relativ gelassen, sie wird anderen weh tun, nicht uns.

STANDARD: Zum Ladenschluss: Wollen Sie nach wie vor die Öffnung an Sonntagen?

Totta: Die Liberalisierung wäre die einfachste und schnellste Art, Arbeitsplätze und einen Standort in Österreich zu sichern.

STANDARD: Aber bei der Abendöffnungszeit haben Sie ja wieder von zwei „langen“ Tagen auf einen pro Woche reduziert.

Totta: Wir brauchen kein 24-Stunden-Shopping. Wir haben erweiterte Öffnungszeiten wieder zurückgenommen, als wir gesehen hatten, dass sie ökonomisch nicht sinnvoll waren. Aber wir sind der Meinung, dass Einkaufen ein Freizeiterlebnis ist. Ich sehe nicht ein, warum es jemandem, der freiwillig am Sonntag arbeiten möchte, verboten sein soll, in einem Handelsbetrieb zu arbeiten, in der Gastronomie oder in einem Entertainmentbetrieb jedoch nicht.

STANDARD: Aber weder Wirtschaftskammer noch Arbeitnehmervertreter werden von Ihren Aussagen begeistert sein.

Totta: In der österreichischen Diskussion werden immer wieder die Ladenöffnungszeit mit dem Arbeitszeitgesetz vermischt. Die Arbeitszeiten müssen entsprechend eingehalten werden. Aber ich kann genauso wenig eine Autobahn sperren, um sicher zu gehen, dass niemand die Geschwindigkeit überschreitet.

STANDARD: Die Wirtschaftskammer behauptet immer wieder, es gibt keinen Bedarf nach Sonntagsöffnung.

Totta: Ich darf an die Umfragen erinnern, die noch vor zwanzig Jahren eindeutig nachgewiesen haben, dass wir keinen offenen Samstagnachmittag brauchen. Manche Kaufleute halten sich auch heute noch an diese Umfrage. Und die machen dann auch keine Umsätze.

STANDARD: Was fordern Sie nun konkret?

Totta: Einen moderaten Versuch, einen offenen Sonntag in der Weihnachtszeit und achtmal im Jahr, so wie es in vielen anderen Ländern schon funktioniert. Das sollte auch in Österreich möglich sein.

STANDARD: Man wirft Ihnen außerdem vor, mit der kommenden Sale City Süd den herrschenden „Geiz ist geil“-Trend nur noch zu verstärken.

Totta: Preis-Leistungsverhältnisse werden den Menschen eben viel bewusster, Kategorien lösen sich auf. Das freut natürlich nicht alle.

STANDARD: Macht ein permanenter Ausverkauf in einer Sale City der SCS nicht vor allem selbst Konkurrenz?

Totta: In der Sale City wird Ware verkauft, die eindeutig erste Wahl war, aber aus der Vorsaison stammt. Die SCS-Geschäfte haben so mehr Platz für aktuellere Ware.

STANDARD: Wird die SCS noch weiter wachsen?

Totta: Für interessante Handelsformen haben wir noch Reservekapazitäten. (DER STANDARD Printausgabe, 06.07.2006)