Bild nicht mehr verfügbar.

Lech Kaczynski

Foto: Reuters
Warschau - "Polens neue Kartoffel" hat für einigen Ärger gesorgt. Unter diesem Titel erschien vor rund zehn Tagen in der tazein Porträt über den polnischen Präsidenten Lech Kaczynski. Ein sehr satirisches Porträt. Untertitel: "Schurken, die die Welt beherrschen wollen." Auf der Seite "Wahrheit".

"Oft genug hatte der ranghöchste Pole ausposaunt, er kenne von Deutschland nicht mehr als den Spucknapf in der Herrentoilette des Frankfurter Flughafens", heißt es etwa in dem Text. Seit Kaczynski als Zwölfjähriger mit seinem Zwillingsbruder Jaroslaw in dem Film "Von zweien, die den Mond strahlen" gespielt habe, sei ihm "sogar der Mond näher als Deutsch- und Russland".

Nun hätte Kaczynski am Montag mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Jacques Chirac in Weimer zusammenkommen sollen, zum traditionellen Treffen des so genannten Weimarer Dreiecks. Das polnische Staatsoberhaupt sagte wenige Stunden vor dem Gipfel ab. Grund: Eine Erkrankung, über die Staatssekretär Andrzej Krawczyk zunächst keine weiteren Angaben machte.

Rasch wurde in polnischen Medien spekuliert, Kaczynski habe seine Teilnahme aufgrund des taz-Artikels abgesagt. Und aufgrund sonstiger politischer Gründe, schließlich hatte er Anfang des Jahres schon Sinn und Zweck des Dreierverhältnisses in Frage gestellt.

Warschau dementierte die Gerüchte umgehend: Kaczynski sei über den Artikel zwar verärgert gewesen, ließ Krawczyk wissen - die polnische Regierung hatte ihn als "verletzend"bezeichnet. Grund für die Absage des Präsidenten sei eine "vorübergehende Unpässlichkeit"gewesen. Die Beziehungen zwischen den drei Politikern seien aber "sehr gut".

Der Gipfel soll nun so schnell wie möglich nachgeholt werden. (dpa, AFP, raa/DER STANDARD, Printausgabe, 6.7.2005)