Mehr als 800 Physiker aus aller Welt treffen einander vom 16. bis 21. Juli in Innsbruck zur 20. Internationalen Konferenz für Atomphysik (ICAP) - darunter auch insgesamt acht Nobelpreisträger und zahlreiche herausragende Vertreter der Quantenphysik. Themenschwerpunkte werden unter anderem die Quanten-Informationsverarbeitung, kalte Atome und Moleküle sowie die Präzisions-Spektroskopie sein.

Die Tagung steht im Zeichen der aktuellsten Entwicklungen im Bereich der Quantenphysik. So gilt das gesamte Gebiet der kalten Moleküle derzeit als großes Thema. Ultrakalte fermionische Atome (Teilchen mit halbzahligem Drehimpuls) unterscheiden sich in ihren Eigenschaften fundamental von jenen der entsprechenden Bosonen (ganzzahliger Drehimpuls). Besonders wird dabei der Übergang von einzelnen Fermionen zu bosonischen Molekülen aus zwei Fermionen diskutiert werden.

Große Bedeutung kommt auch dem Gebiet der Präzisions-Spektroskopie zu. Hier geht es um die Messung von optischen Frequenzen, die auch eine extrem genaue Bestimmung von Naturkonstanten erlaubt. Dies wiederum ermöglicht die Verfeinerung von physikalischen Theorien und damit ein besseres Verständnis der Naturgesetze.

Ein ebenso wichtiges wie spektakuläres Thema ist das Gebiet der Quanteninformation. Hier werden schon heute die Grundlagen für zukünftige Quantencomputer, die Quantenkryptographie und die Quantenkommunikation gelegt. Diese bei der Konferenz diskutierten Erkenntnisse der Grundlagenforschung werden auch nachhaltige Wirkungen auf die moderne Technologie haben. So wären Anwendungen wie satellitengestützte Navigationssysteme ohne exakte Lasertechnologie und das Wissen der Quantenphysik heute nicht möglich. "Aus unserer Forschung wird sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eine neue Quantentechnologie entwickeln, die unsere Welt ähnlich radikal verändern wird, wie die Mechanisierung des 19. Jahrhunderts und die Elektrifizierung des 20. Jahrhunderts", prophezeit der Innsbrucker Quantenphysiker, Rainer Blatt, einer der Organisatoren des Kongresses.

An der Konferenz nehmen auch die drei Nobelpreisträger des Vorjahres teil: Theodor W. Hänsch aus München sowie Roy J. Glauber und John L. Hall aus den USA. Sie wurden für ihre Beiträge zur Entwicklung der auf Laser gegründeten Präzisions-Spektroskopie ausgezeichnet. Damit lässt sich die Frequenz von Licht mit einer sehr hohen Genauigkeit messen. (DER STANDARD Printausgabe, 5. Juli 2006)