Österreichs einziger Inhaber eines Lehrstuhls für Bioinformatik ist Zlatko Trajanoski, der an der TU Graz das Christian-Doppler-Labor für Genomik und Bioinformatik leitet. Trajanoski skizzierte in seinem Vortrag die Aufgabe der Bioinformatik damit, die explosionsartig wachsenden Datenmenge in der Molekularbiologie intelligent zu verarbeiten und nutzbar zu machen. In der molekularen Medizin sind dadurch in Prävention, Diagnostik und Therapie völlig neue Perspektiven eröffnet worden. Personalisierte Medizin (Pharmakogenomik) sei das Ziel, sagt Trajanoski: "In zehn Jahren wird jeder mit seiner persönlichen Daten-DVD zum Arzt gehen und maßgeschneiderte Medikamente bekommen."
Armin Graber, Geschäftsführer der Innsbrucker Firma Biocrates, knüpfte daran an und forderte die Pharmaindustrie auf, sich vom Blockbuster-Modell und dem Motto "Ein Medikament für alle" zu verabschieden. Auf diesem Weg komme der Bioinformatik eine Schlüsselrolle zu. Etwa bei der Entwicklung von biologischen Markern, die frühzeitig zwischen normalen und pathologischen biologischen Prozessen unterscheiden können und damit eine Perspektive eröffnen. Dass es dabei um viel Geld geht, illustrierte er am Beispiel der Behandlungskosten für die diabetische Nephropathie (Nierenschädigung) u. a. mit Dialyse, die alleine in den USA jährlich mehr als 30 Mrd. US-Dollar betragen und auf dem skizzierten Weg drastisch gesenkt werden könnten.
"Die langwierige und kostspielige Entwicklung von Arzneimitteln kann durch Bioinformatik effizienter und effektiver gestaltet werden", meinte Klaus Heumann, Vorstand der Münchner Biomax Informatics AG, einem Anbieter bioinformatischer Software-Lösungen. Er forderte, die wachsende Branche müsse sich auf Standards und damit auf höhere Benutzerfreundlichkeit einigen. Derzeit würde 70 Prozent der entwickelten Software noch "von Bioinformatikern für Bioinformatiker geschrieben".