Rio de Janeiro - Keine jubelnde Menge, keine Straßenumzüge - die brasilianische Mannschaft ist nach ihrem Aus im Viertelfinale am Montag in aller Stille in ihre Heimat zurückgekehrt. Trainer Carlos Alberto Parreira verschwand am Flughafen sogar durch eine Hintertür, um Medien und Fans zu meiden.

Brasiliens 0:1-Niederlage gegen Frankreich am Samstag machte die meistens Fans nicht wütend, sondern stürzte sie in tiefe Resignation. Nur ein paar Fans machten sich überhaupt die Mühe, ihre Nationalelf bei der Rückkehr auszupfeifen.

"Ich hätte lieber kein Tor geschossen und wäre dafür als Weltmeister zurückgekommen. Für mich hat mein Tor nicht viel gebracht", sagte Verteidiger Gilberto, der bei Hertha BSC Berlin unter Vertrag steht. Gilberto war der einzige Spieler, der von den Fans bejubelt wurde und einer der wenigen, die sich den Medien stellten.

Jorge Ganem, ein 55-jähriger Rechtsanwalt, gibt dem Trainer die Schuld: "Seht euch an, was Parreira getan hat. Er hat eine großartige Ersatzbank, aber er hat sie nicht genutzt, weil er unter der Fuchtel von Nike und Puma oder wem auch immer steht."

Viele jüngere Brasilianer können sich gar nicht daran erinnern, dass ihr Team vor dem Finale in die Heimat zurückkehrte - das letzte Mal war das 1990. Selbst 1998, als Brasilien gegen Frankreich im Finale mit 0:3 unterlag, feierten die Fans ihr Team.

Die Straßen in Rio de Janeiro und anderswo sind noch immer in Grün und Gelb geschmückt, auch viele Fans laufen noch in ihren Fußball-Trikots herum. "Es hat ja auch etwas Gutes, weil die Normalität wieder zurückkehrt", sagt die 26-jährige Lehrerin Daniela Miguelito. "Wenn die WM läuft, ist es wie an Karneval, alles steht still und man kann nichts Ernsthaftes tun." (APA/AP)