"Yeaaaaaaaaah!" Roger Daltreys viriler wie rechthaberischer Urschrei in einer der größten und erhabensten und deshalb mit ihrem Revolutionsquatsch mit Gitarre in der Hand doch auch behämmert-sten Rockhymnen aller Zeiten markiert vor 40.000 Besuchern sein Terrain als König der Dschungelmusik vor einem ausgiebigen Zugabenblock noch immer recht testosteronhaltig: "Won't Get Fooled Again!!!" Oder auch: "Ich lass mich von euch doch nicht verscheißern!" Euch, das seid ihr!
Man erinnere sich: Das ist diese eine längliche Nummer mit dem lustigen Synthesizergluckern, das 1971 in seiner Entstehungszeit den technoiden bürokratischen Wahnsinn der Kalten Krieger illustrieren sollte, gegen das die Band dann mit einem Vandalen an der Gitarre, einem singenden Primaten, einem intergalaktische Wurmlöcher aufreißenden Bassisten und der Schlacht von Austerlitz am Schlagzeug zu Felde zog.
So viel Mutmachparolen sichern Roger Daltrey und Pete Townshend, den beiden noch lebenden Gründungsmitgliedern von The Who (siehe auch nebenstehenden Artikel), nach starkem Beginn "mit Can't Explain, The Seeker, Anyway, Anyhow" und dem heute mehr als Titelsong der Gerichtsmedizinerserie C.S.I.denn als Fanal ihrer klassischen Bandphase aus 1978 bekannten Who Are Youwieder jene Aufmerksamkeit, die zuvor im behäbigen Mittelteil behäbig vergeigt wurde. Abgesehen von Baba O'Rileyund dem noch immer als Soundtrack zum Aufwachsen tauglichen "The Kids Are Alright" war dieses Freiluftkonzert zwischendurch schon auch eine rechte Qual mit nostalgischen Grenzwerten. Breitbeinige Altmännerballaden wie "Behind Blue Eyes", zuletzt auch noch von den US-Metal-Rap-Blödianen Limp Bizkit zu Tode gejammert, ein nicht enden wollender Solopart von Pete Townshend mit dem akustischen Fugenkitt "Drowned" und schließlich ein ziemlich am Limit herausgepresstes "My Generation", der bekannte Kampfschrei aus der Autowerbung - sie machten allesamt auch eine eindeutige Schwäche von The Who 2006 hörbar. Diese einst wildeste und lauteste Rockband von allen, deren Anfänge bis 1960 zurückreichen, ist alt geworden.
Bevor man sich aber dem Rentenschock hingibt, gelingt es Daltrey und Townshend mit Zak Starkey, dem Sohn von Ringo Starr am Schlagzeug, und dem neuen Bassisten Pino Palladino am Ende im Zugabenblock aber doch noch einmal, das Ruder herumzureißen: "Substitute", "Pinball Wizard", "Amazing Journey/Sparks" sowie am Ende "See Me, Feel Me" und "Listening To You", die guten alten Hadern aus der Rockoper Tommy, zeugen zumindest von jener einstigen Kraft, die heute auch nur mehr mild in der Lautstärke überzogen behauptet wird.