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I want you: Capello, Kaká, Cristiano Ronaldo. Der neue Real-Patron Ramon Calderon muss jetzt Versprechen einlösen.

Foto: AP/White
Madrid - Nach dem Wahl-Chaos bei Real Madrid ist der Anwalt Ramón Calderon am Montagabend doch noch zum neuen Präsidenten des spanischen Fußball-Rekordmeisters ernannt worden. Für ihn gehe ein Traum in Erfüllung, sagte der 55-Jährige bei seiner Amtseinführung. Bei der Wahl am Sonntag hatte sich Calderon mit knapp 30 Prozent der Stimmen gegen seine vier Konkurrenten durchgesetzt. Offiziell zum neuen Vereinsboss war er aber zunächst wegen eines juristischen Streits um Unregelmäßigkeiten bei der Briefwahl nicht erklärt worden.

Um Schaden vom Klub abzuwenden, werde das Ergebnis der Abstimmung dennoch anerkannt, erklärte die Wahlkommission. Juristisch müsse der Sachverhalt aber noch geklärt werden. Calderons schärfster Rivale, der Bauunternehmer Juan Miguel Villar Mir, will diesen trotzdem nicht als neuen Präsidenten anerkennen. Der 74-Jährige beharrte am Montagabend darauf, es müssten auch die per Briefwahl eingegangenen Stimmen ausgezählt werden.

Die Auszählung war von einem Gericht ausgesetzt worden. Villar Mir hatte bei der Wahl nur 1.642 Stimmen weniger als Calderon erhalten. "Der Verein befindet sich in einem Selbstzerstörungsprozess", befand die Zeitung "El Mundo". Diese Wahl sei eines Vereins wie Real Madrid unwürdig gewesen. "Stümperhaft!", schimpfte das katalanische Fachblatt "Sport" aus Barcelona.

Kurz vor der Abstimmung hatte ein Madrider Gericht per einstweiliger Verfügung die Briefwahl gestoppt, rund 10.000 auf diesem Weg eingereichte Stimmen wurden nicht ausgezählt. Das undurchsichtige Wahlsystem bei Real öffne dem Betrug Tür und Tor, hieß es. Der Grund: Die per Brief abgegebenen Stimmen laufen zunächst nicht über eine zentrale Stelle, sondern werden von den Kandidaten selbst "verwaltet".

Calderon selbst hatte die einstweilige Verfügung erwirkt und medienwirksam einen Sack voller Briefwahl-Stimmen verbrennen lassen, obwohl er als Mitglied des Vorstands unter dem früheren Vereinsboss Florentino Perez den jetzt angefochtenen Briefwahlmodus abgesegnet hatte.

Völlig hilflos bat Reals Wahlkommission die Justiz zu klären, ob die Abstimmung unter diesen Umständen gültig ist. Da dies Wochen oder Monate dauern kann, entschied das Gremium, Calderons Sieg vorerst anzuerkennen. Der Verein könne nicht so lange führungslos sein.

Calderon war noch in der Nacht zum Montag mit seinem designierten Sportdirektor, dem Ex-Real-Profi Predrag Mijatovic, vor seine Anhänger getreten und hatte sich selbst zum Präsidenten ernannt. Der 55-jährige Anwalt aus einer Familie von Stierkampf-Impresarios hatte im Wahlkampf die Verpflichtung von Fabio Capello als neuen Coach angekündigt. Der Italiener hatte mit den "Königlichen" in der Saison 1996/97 die Meisterschaft gewonnen. Auch will Calderon den Brasilianer Kaka vom AC Milan und den spanischen Jungstar Cesc Fabregas vom FC Arsenal holen. (APA/Reuters)