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Foto: EPA/Sefe
Heuer ist ein Gelsenjahr. Im Grunde, da muss man ehrlich sein als Journalist, ist jedes Jahr ein Gelsenjahr. Im Frühjahr ist das Jahr zumeist ein Schneckenjahr. Im Herbst jährt sich das Miniermottenjahr. Im Winter feiern Martini- bis Weihnachtsgänse auf umstrittene Weise ihre Rekordjahresjubiläen. Jetzt im Sommer: die Zecke und - heuer besonders - die Gelse, ehe sie von der Wespe und deren Jahr abgelöst wird.

Auf verlorenem Posten

Nun, obwohl es Gelsen schon seit 170 Millionen Jahren gibt, ist kaum Ermüdung zu erkennen. Im Gegenteil. Die Familie mit ihren 2700 Arten ist kosmo-präsent, hält eisern zusammen und konzentriert sich auf das Wesentliche - auf uns. Derzeit bei der Arbeit: A.) die Gute-Nacht-Gelse. Wartet unter der Leselampe, bis das Licht ausgeht, und kommt dann auf einen Abstecher zu uns ins Bett. B.) die Anti-Tiefschlaf-Gelse. Spielt mit uns stundenlang Surren und Klatschen. Resignieren wir, bedient sie sich. C.) Die übernächtige Tagesgelse: Reaktionsschwach. Deshalb: Handschlagqualität. D.) Die Ja-Natürlich-Gelse. Bevorzugt schadstoffarme Haut und alkoholfreies Blut mit biologisch abbaubaren Fettwerten. Pech. Sie steht in Österreich auf verlorenem Posten. (Daniel Glattauer, DER STANDARD Printausgabe, 01./02.07.2006)