Den Haag - Drei ebenso profilierte wie umstrittene Frauen stehen im Zentrum der niederländischen Regierungskrise:

Ayaan Hirsi Ali (36) - Die aus Somalia stammende Politikerin ist durch ihre unversöhnliche Kritik am Islam bekannt geworden. In den Niederlanden orientierte sie sich zunächst bei den Sozialdemokraten, trat dann aber der rechtsliberalen VVD bei, die ihr einen Sitz im Parlament verschaffte. Hirsi Ali arbeitete mit dem von einem Muslim-Extremisten ermordeten Regisseur Theo van Gogh zusammen und wird selbst mit dem Tod bedroht. Daher wird ihr viel Solidarität zuteil, obwohl ihre Kompromisslosigkeit auch heftig kritisiert wird. Politisch hat sie in den Niederlanden nur wenige Freunde, sie wandert jetzt in die USA aus. Hirsi Ali hat zugegeben, auf Grund falscher Angaben in den Niederlanden Asyl und dann die Staatsangehörigkeit bekommen zu haben. Daraufhin wollte Ausländerministerin Verdonk ihr die Staatsangehörigkeit absprechen. Das war der Auslöser der jetzigen Krise. Erst auf Druck lenkte Verdonk ein.

Rita Verdonk (50) - Nach einer Beamtenkarriere in der Gefängnisverwaltung kam Verdonk erst vor drei Jahren in die Politik. Für die rechtsliberale Partei VVD wurde sie gleich Ministerin für Ausländerangelegenheiten und Einwanderung. Sie steht für einen harten Kurs: Einwanderer müssen die Sprache beherrschen und die niederländische Gesellschaft kennen. Abgewiesene Asylbewerber, die das Land nicht verlassen, landen auf der Straße und haben keinen Anspruch auf Fürsorge. Mit ihrer Haltung stand Verdonk wiederholt im Kreuzfeuer der Kritiker, bei anderen kommt ihre Geradlinigkeit gut an. Dass sie ihrer Parteifreundin Hirsi Ali die Staatsbürgerschaft nehmen wollte, ging aber vielen zu weit. Als sie einlenkte, aber zuvor von Hirsi Ali eine Art Schuldanerkenntnis verlangte, lief das Fass über. Die linksliberale Partei D66 kündigte die Koalition auf.

Lousewies van der Laan (40) - Die streitbare Politikerin war schon Abgeordnete im Europaparlament und arbeitete in Brüssel für den damaligen niederländischen EU-Kommissar Hans van den Broek. Van der Laan gehört zum sozialliberalen Flügel ihrer Partei, der sich in der überwiegend konservativen Koalition in Den Haag nie wohl fühlte. Sie hat oft Kritik an der Parteiführung geübt, der sie etwa in der Frage des niederländischen Afghanistan-Einsatzes vorwarf, für den Erhalt der Macht Grundsätze aufzugeben. Sie selbst wollte Glaubwürdigkeit demonstrieren, indem sie jetzt die Koalition sprengte, weil Ministerin Verdonk der Rücktrittsaufforderung nicht nachkam. Bei der Wahl des Spitzenkandidaten von D66 für die nächste Wahl unterlag van der Laan vorige Woche dem jetzt zurückgetretenen, pragmatischen Minister Alexander Pechtold. (APA/dpa)